Autorin: Patricia Bauer
Im Berufsleben treffen viele verschiedene Typen von Menschen aufeinander – mit manchen kommt man besser zurecht als mit anderen. Und weil in jeder guten Firma in der Küche mehr Gerüchte als Tütensuppen auf den Tisch kommen, zieht ein öffentliches Outing die Kollegen an wie eine Katze Busenfreundinnen. Wie ihr euch die Menschen und deren Meinungen vorstellen könnt? Das klären wir jetzt – in „Busenfreundin – das Magazin”!
1. Der Gleichgesinnte
Ihr habt jahrelang Seite an Seite gearbeitet und trotzdem wusstest ihr es noch nicht: Diese Person ist ebenfalls queer! Nach eurem Outing erzählt sie es euch – vorerst nur hinter vorgehaltener Hand. Ihr seid nun Schatzmeister:innen eines regenbogenbunten Geheimnisses! Und hofft, dass euer Gegenüber nachzieht! Gemeinsam seid ihr stark!
2. Der Marketer
Dieses Exemplar begrüßt euch nach eurem Outing mit Tröten, Fanfaren und Regenbogen-Flaggen. Direkt im Schlepptau: Ein Kamerateam, das eure „gaye Geschichte in der Firma” für einen Werbespot filmen wird. Schließlich darf es ruhig die ganze Welt erfahren, dass das Unternehmen queere Mitarbeiter beschäftigt! Warum das in die Kategorie „Pinkwashing” fällt und warum das nicht ganz so lobenswert ist, lest ihr hier.
3. Der Bedauernde
Diese Person neigt zum Philosophieren und stand vielleicht sogar mal auf euch. Wenn sie von eurem Outing erfährt, fallen in einer ruhigen Minute Sätze wie „Hast du dir das auch gut überlegt?”, „Schade, dass du so schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht hast und deshalb lesbisch geworden bist” oder „Was für eine Verschwendung”. Perplex, wie du bist, nickst du anstandshalber und suchst nach einer Möglichkeit, das Gespräch zu beenden.
4. Der Anstandswauwau
Der Anstandswauwau nimmt euch nach eurem Outing beiseite und fragt, warum ihr eure Sexualität unbedingt an die große Glocke hängen wollt. Habt ihr dabei an den guten Ruf eures Teams gedacht? Diese Person wünscht sich, dass ihr euch künftig bedeckter haltet: Muss ja schließlich nicht jeder wissen und damit zu tun haben will auch nicht jeder etwas. Also psssst.
5. Der „Ich bin ja nicht homophob, aber”-Mensch
Spätestens beim Feierabendbier berichtet euch diese Person von all den seltsamen Dingen, die mit eurem Outing zusammenhängen. Schließlich hat die Natur das ja so nicht vorgesehen. Wofür hat denn der liebe Gott zwei Geschlechter erschaffen? Und wer soll denn jetzt noch Kinder bekommen, wo alle aus einer Mode heraus plötzlich lesbisch, schwul oder transsexuell werden? Wer soll denn dann die Rente bezahlen? Oder? ODER?! … Schöne Meinung, gab’s die auch mit Ahnung?
6. Der Leugnende
Dank dieser Person dürft ihr euch immer und immer wieder neu outen. Ihr wisst nicht genau, ob es an ihrem schwachen Gedächtnis liegt oder sie es einfach nicht wahrhaben will: Fakt ist, dass sie immer wieder erstaunt nachfragt, wenn ihr über eure Partnerschaft sprecht. Gewöhnt euch besser dran.
7. Der Supporter
Ähnlich wie Marketer und Gleichgesinnte überschüttet euch der Supporter mit Glückwünschen zu eurem Outing, Anerkennung und Unterstützung. Er verfolgt damit keine Ziele: Weder will er das Ansehen der Firma mit seinem Support pushen, noch sucht er nach Verbündeten, um sich selbst zu outen. Der Supporter ist einfach nur ein glühender Anhänger der Gleichberechtigung. Gay okay!
8. Der Rivale
Dieser Person ist dein Outing ein gefundenes Fressen. Rivalisiert ihr zum Beispiel um eine Beförderung, wird sie eure Sexualität beim Chef ganz zufällig mit einfließen lassen, um selbst besser dazustehen. Geht es bei einem gemeinsamen Projekt darum, die Lorbeeren einzusammeln, wird der Rivale behaupten, ihr hättet „trotz eurer turbulenten Outing-Phase richtig toll unterstützt”. Wow.
9. Der Angeekelte
Diese Person rümpft die Nase, wenn sie auf eurem Schreibtisch ein Pärchenbild entdeckt, das nicht dem hetero-normativen Ideal entspricht. Bringt ihr eure Partner:innen mit zu einem Firmen-Event, werdet ihr mit angeekelten Blicken bedacht. Zieht ihr beim alljährlichen Schrottwichteln den Namen dieser Person, schenkt ihr doch einen Atlas – vielleicht kann sie damit ihren Horizont erweitern.
10. Der Aufdringliche
Diese Person hält es für vollkommen angemessen, euch zwischen Meeting und Mittagspause abzupassen und Fragen zu eurem (Sexual-)Leben zu stellen. Ob euch nicht etwas fehlt? Wie man sich das Ganze vorstellen kann? Furchtbar spannend. Wir würden Gegenfragen stellen und wissen wollen, wie es sich so lebt, ohne eigenes Leben. Denkt dran: Wird die Person zu aufdringlich, wendet euch an einen Vorgesetzten. Man spricht dann nämlich von Belästigung am Arbeitsplatz.
Wie haben eure Kolleg:innen bei eurem Outing reagiert? Verratet es uns in den Kommentaren!
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Bei mir war es entweder Kategorie “Gleichgültigkeit” (Kein Kommentar) oder Kategorie “Überraschung” (“Ach, echt? Hätte ich bei dir nicht erwartet”).
Hey Patricia, du schreibst echt witzige Beiträge! 🙂
Hallo Anne, vielen Dank für das Kompliment! 🙂 Hab einen tollen Wochenstart!