Autorin: Sanja-Marie Schiffer
In Zeiten wie diesen ist Solidarität und Empathie das A und O. Nicht zuletzt durch die gewaltsame Tötung des Afroamerikaners George Floyd im Mai 2020 durch einen US-amerikanischen Polizisten vor laufender Kamera gelangte die Black Lives Matter (BLM)-Bewegung noch stärker in den Fokus der Weltöffentlichkeit.
Wir von „Busenfreundin – das Magazin” beantworten euch die Frage, wieso die queere Geschichte immer auch Schwarze Geschichte ist und Themen wie „Rassismus” und „Polizeigewalt” auch für die LGBTQ-Community relevant sind.
Mit Marsha P. Johnson fing alles an
Marsha P. Johnson war eine afroamerikanische trans Frau, die sich durch ihr politisches Engagement auszeichnete. 1970 gründete sie mit ihrer guten Freundin Sylvia Rivera, die ebenfalls trans Aktivistin war, die „Street Transvestite Action Revolutionaries“ (STAR). Diese Organisation nahm schwule und trans Kinder, die obdachlos waren, auf und versorgte sie mit Kleidung und Nahrung. Dies alles zahlten sie mit dem Geld, das sie als Sexarbeiterinnen verdient haben.
1992 wurde Johnson tot im Hudson River gefunden. Das offizielle Urteil lautete: Suizid. Ein Urteil, das bis heute viele anzweifeln.
Durch ihre Rolle bei den sogenannten „Stonewall-Aufständen“ schrieb sie queere Geschichte.
„Das Shotglas, das man auf der ganzen Welt hörte”
Obwohl Gay-Bars in den USA der 1960er Jahre legal waren, führte die Polizei dort vermehrt Razzien durch. So auch in der Nacht vom 28. auf den 29. Juni 1969.
Die Christopher Street war damals wie auch heute ein bekannter Treffpunkt für die queere Community in New York. Das dort ansässige „Stonewall Inn” hatte den Ruf vor allem People of Color (PoCs) als Besucher anzuziehen. In dieser Nacht wurde die Bar zum Mittelpunkt einer gewaltsamen Razzia. Gerüchten zufolge hat Marsha P. Johnson, die in Begleitung von Sylvia Rivera Gast im „Stonewall Inn” war, vor Wut ein Shotglas in einen Spiegel geworfen und „I’ve got my civil rights!“ [„Ich habe meine Bürgerrechte.“] gerufen.
Der Autor David Carter beschreibt dies in seinem Buch „Stonewall: The Riots That Sparked the Gay Revolution“ als „das Shotglas, das man auf der ganze Welt hörte“. Andere wiederum behaupten bis heute, dass Johnson den ersten Stein während der Aufstände geworfen habe.
In dieser Nacht begannen die sogenannten Stonewall-Aufstände, an denen schätzungsweise 2000 Personen teilnahmen. Etwa 400 Polizisten waren im Einsatz, um die Aufstände gewaltsam zu bekämpfen. Es folgten Proteste im ganzen Viertel. Erst nach fünf Tagen endete der Kampf.
Rund einen Monat später wurde die „Gay Liberation Front”, eine politische Lesben- und Schwulengruppe gegründet. Sie setzte sich für die Rechte und Sichtbarkeit queerer Personen ein und organisierte die ersten Christopher Street Days (CSD). Sie breitete sich in den USA aus und inspirierte weltweit ähnliche Organisationen.
Bis heute geht die Queer-Community im Rahmen des CSD während der Pride-Season auf die Straßen, um für die Rechte der LGBTIQ-Bewegung zu kämpfen. Dank der Menschen, die sich in der besagten Nacht 1969 im Stonewall-Inn aufhielten.
Queere Geschichte ist auch immer Schwarze Geschichte
Ohne People of Color wie Marsha P. Johnson oder Sylvia Rivera, die sich für die Zivilrechte einsetzten, wäre die LGBTIQ-Bewegung nicht dort, wo sie heute ist. Und höchstwahrscheinlich wären Projekte wie „Busenfreundin“ niemals zustande gekommen. Queere Geschichte ist also auch immer ein stückweit Schwarze Geschichte.



Nur zwei Tage nach George Floyds gewaltsamen Tod durch Polizeibeamte wurde der afroamerikanische trans Mann Tony McDade von der Polizei in Florida erschossen und markierte damit den zwölften gewaltsamen Tod einer Person, die sich als trans oder nonbinär identifiziert, in diesem Jahr allein in den USA . Bei diesen Morden machen schon seit Jahren Schwarze trans Frauen den größten Prozentsatz aus.
Diese Pride-Season fallen die CSDs weltweit aus, aber wir haben trotzdem einen Grund, auf die Straßen zu gehen, sichtbar zu sein und uns für Rechte für die einzusetzen, die sich vor Jahrzehnten auch für unsere Rechte eingesetzt haben.
Falls ihr euch als Weiße Leser*innen verunsichert fühlt, wie ihr mit dem Thema Rassismus richtig umgeht oder wissen wollt, wie ihr gute Verbündete sein könnt, haben wir euch folgende Anlauf- und Informellen zusammengesucht:
Auf Netflix gibt es die Dokumentation „The Life and Death of Marsha P. Johnson“, die ihr auch in unserem Streaming-Guide findet.
Habt ihr schon vorher von Marsha P. Johnson gehört und kanntet die Geschichte um das „Stonewall Inn“? Lasst uns eure Gedanken zu dem Thema doch in den Kommentaren da.
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