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Ok, krass!

Lesbian Bed Death: Mythos oder Realität?

Autorin: Patricia Bauer

Ist von lesbischen Langzeitbeziehungen die Rede, kommt man am Begriff „Lesbian Bed Death” (deutsch: „Lesbischer Bettentod”) nicht vorbei. Doch was hat es damit auf sich? Ist der „Lesbian Bed Death” real oder ein Hirngespinst? Was sagt die Wissenschaft dazu? Das und mehr klären wir in „Busenfreundin – das Magazin”!

Der Begriff „Lesbian Bed Death” wurde bereits 1982 von den amerikanischen Soziologen Pepper Schwartz und Philip Blumenstein geprägt. Die beiden bemerkten in ihrem Werk „American Couples: Money, Work, Sex”, dass das sexuelle Interesse in lesbischen Langzeitbeziehungen unausweichlich abnehme. Frauen hätten miteinander deutlich weniger Sex als heterosexuelle oder schwule Partner:innen in ähnlich langen Beziehungen.

Wie kamen die beiden Wissenschaftler zu dieser Einschätzung? Hatten sie recht?

Die Wissenschaft hinter dem „Lesbian Bed Death”

Blumenstein und Schwartz führten verschiedene Befragungen durch, um das Beziehungs- und Sexualverhalten von 12.000 teilnehmenden Paaren zu erforschen. Unter den befragten Paaren waren: 

  • lesbische Paare, 
  • heterosexuelle Ehepaare, 
  • unverheiratete heterosexuelle Paare und
  • schwule Paare. 

Aus den Befragungsergebnissen folgerten die Wissenschaftler das Phänomen des „Lesbian Bed Deaths”. Dafür bezogen sie sich vor allem auf die Antworten auf die Frage „Wie oft hatten Sie und ihr:e Partner:in im letzten Jahr sexuellen Kontakt?”. Diese ergaben folgendes:

  • In nur etwa einem Drittel der lesbischen Beziehungen, die zwei Jahre oder länger bestanden, gab es einmal pro Woche oder öfter Sex.
  • 47 % der Lesben in  Langzeitbeziehungen hatten einmal im Monat oder seltener Sex.

Das erklärten die Wissenschaftler unter anderem auch damit, dass Lesben weniger sexuelle Techniken zur Verfügung hätten als heterosexuelle und schwule Paare. 

Eine weitere Studie aus dem Jahr 1988, in der mehr als 1.500 Lesben befragt wurden, ergab, dass 78 % der Frauen schon einmal zölibatär gelebt haben. 35 % hatten ein bis fünf Jahre keinen Sex; 6 % sogar über sechs Jahre lang nicht. Als Begründung führten die Wissenschaftler:innen an, dass Frauen dazu neigen würden, einander zu bemuttern und ihre Erfüllung eher in Geborgenheit und Sicherheit fänden als in feurigen Tête-à-Têtes.

Ist das der „Lesbian Bed Death”, von dem alle reden?

Die Kritik an den wissenschaftlichen Erkenntnissen

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse von Blumenstein, Schwartz und anderen, die sich mit dem „Lesbian Bed Death” befasst haben, sind bereits einige Jahrzehnte alt. Als lobenswert hervorzuheben ist, dass man Lesben schon in den 80ern in den wissenschaftlichen Diskurs einbezog und ihre Existenz berückschtigt wurde. 

Kritik blieb jedoch nicht aus. So bemängelte zum Beispiel die amerikanische Philosophin und Feministin Marilyn Frye – selbst lesbisch –, die Methodik der Wissenschaftler. Aus den Fragen sei nicht klar hervorgegangen, wo „sexuelle Aktivität” anfängt und wo sie aufhört. Muss es dafür erst zur Penetration kommen?

„What 85 percent of long-term, married couples do more than once a month takes on average 8 minutes to do […] What we (lesbians) do that, on average, we do considerably less frequently, takes, on the average, considerably more than 8 minutes to do. Maybe about 30 minutes at least.”

Marilyn Frye

Ein Problem, das vielen Lesben bekannt vorkommen wird: Lesbischer Sex wird oftmals nicht als solcher ernst genommen. Vielmehr ist die heteronormativ und patriarchal geprägte Gesellschaft stark auf die männliche Sexualität ausgerichtet. Wo kein Penis im Spiel, da kein richtiger Sex, lautet die landläufige Ansicht. Kann es also sein, dass die in den 80ern befragten lesbischen Paare sehr wohl sexuell aktiv waren, ihre Art Sex zu haben aber nicht als solche in der Studie berücksichtigt wurde?

Fakt ist: Sex beginnt bei jeder Frau woanders. Für die eine bereits beim intensiveren Kuscheln, für die andere beim Stimulieren der Klitoris und für manche erst beim Eindringen in die Vagina. Eine Tatsache, die man in den Studien nicht ausreichend abgebildet hat.

Das sagt eine moderne Paar- & Sexualtherapeutin zum Bettentod

Helen Hagemeier, queere Paar- und Sexualtherapeutin und Gästin der 143. Episode von „Busenfreundin – der Podcast”, sprach mit Ricarda unter anderem über den „Lesbian Bed Death”. Beim lebischen Sex käme es laut Studien zu deutlich mehr Orgasmen als beim heterosexuellen Sex. Laut Hagemeier liegt das vor allem daran, dass Frauen sehr stark aufeinander eingingen, miteinander sprächen, sich zeigten, was sie wollen und sich mehr Zeit nähmen. Gerade zu Beginn einer lesbischen Beziehung gebe es daher sogar sehr viel Sex. Daraus entstünde eine besondere Verbundenheit und Liebe.

Hagemeiers Einschätzung nach kommt es aber nicht nur in lesbischen, sondern in allen Beziehungskonstellationen vor, dass die sexuelle Anziehung in Dauerbeziehungen abnimmt und es weniger Sex gibt – auf das Geschlecht der Partner:innen käme es dabei nicht an.

Dass die Kurve der sexuellen Lust irgendwann abflacht, könnte laut Hagemeier auch an den Hormonen liegen: Menschen mit weiblichen Hormonen hätten durch hormonelle Schwünge mal mehr und mal weniger Lust auf Sex. Hormonell bedingt könnten cis Frauen auch besser damit umgehen, über längere Zeiträume keinen Sex zu haben. Stattdessen würde der Blick auf andere Dinge gelenkt, die eine Beziehung ausmachen: Vertrautheit und Liebe.

Der Bettentod hat zugeschlagen? Das könnt ihr tun

Wie so oft im Leben gilt auch hier: Kommunikation ist das A und O. Wer offen über seine Bedürfnisse und Wünsche spricht, kann gemeinsam mit der Partnerin eine Lösung suchen. Überlegt, was euch gut tut und eure Libido neu entflammen könnte: Vielleicht probiert ihr etwas Neues im Bett aus, trefft euch regelmäßig zu romantischen Date-Nights oder fahrt gemeinsam in den Urlaub. Erlaubt ist, was beiden gefällt.

Kommt ihr auf keinen grünen Zweig, ist es auch keine Schande, eine Paar- und Sexualtherapie in Anspruch zu nehmen, wie zum Beispiel Helen Hagemeier sie anbietet.


Ist euch der „Lesbian Bed Death” ein Begriff? Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht? Verratet es uns in den Kommentaren!


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