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Ok, krass!

Das Problem mit dem Deadnaming

Autorin: Patricia Bauer

Vor zwei Tagen outete sich der Schauspieler Elliot Page – bekannt aus „Juno”, „X-Men” oder „The Umbrella Academy” – als trans. Ein starker Schritt, der vielen Betroffenen Mut machen wird. In Zusammenhang mit seinem Outing taucht immer wieder auch der Begriff „Deadnaming” auf. Was es damit auf sich hat und warum dieses Phänomen unbedingt vermieden werden sollte, klären wir in „Busenfreundin – das Magazin”!

Das Outing von Elliot Page bekam viel mediale Aufmerksamkeit. Auch wir freuten uns mit ihm, verbreiteten die Nachricht in einem Instagram-Post und gratulierten dem Schauspieler zu seinem Mut. Leider unterlief uns dabei ein Fehler: Wir erwähnten den ehemals vom Schauspieler geführten Vornamen. Zahlreiche Kommentator:innen sprachen uns darauf an und machten uns klar, dass es sich dabei um Deadnaming handelte und der Beitrag Betroffene verletzen könnte. Das war nicht unsere Absicht. Den Post entfernten wir und entschuldigten uns bei der Community.

Umso wichtiger ist es uns nun, Bewusstsein für die Problematik des Deadnamings zu schaffen und aufzuklären.

Was ist Deadnaming?

Ein Deadname ist der abgelegte Vorname einer trans oder nonbinären Person (beide Begriffe könnt ihr in unserem Queer-Lexikon nachschlagen). Er wurde meist bei der Geburt vergeben und entspricht nicht der eigentlichen Geschlechtsidentität.

Beim Deadnaming verwenden Außenstehende den Deadname ohne ausdrückliche Zustimmung weiter. Manchmal kommt es versehentlich zum Deadnaming – etwa wenn das Coming-out noch nicht lange zurückliegt und Freunde und Familie sich noch im Umgewöhnungsprozess befinden. Mitunter wird der Deadname aber auch mit voller Absicht genutzt.

Was bedeutet Deadnaming für Betroffene?

Manche Betroffene sehen die Verwendung ihres abgelegten Namens locker und fühlen sich dadurch nicht angegriffen. Für viele andere ist Deadnaming aber oftmals eine schmerzhafte Erfahrung: Sie fühlen sich in die Zeit vor ihrem Coming-out zurückversetzt und in ihrer Geschlechtsidentität nicht ernst genommen.

„Jedes Mal, wenn mein alter Name genannt wird, schmerzt es mich – auch körperlich, ich bekomme Herzrasen und Schweißausbrüche.”

Linus Giese auf www.ichbinslinus.de zum Thema Deadname

Erfolgt das Deadnaming absichtlich, kann sehr wohl von psychischer Gewalt die Rede sein: Schließlich erkennt der Deadnamer die Geschlechtsidentität der betroffenen Person damit nicht an und zeigt weder Verständnis noch Respekt. Es entsteht ein verletzendes Machtgefälle.

Tipps zum richtigen Umgang

Um eine betroffene Person nicht durch Verwendung des abgelegten Namens zu verletzen, haltet euch an folgende Faustregeln:

Fragt nach: Seid sensibel und fragt die betroffene Person, was die Verwendung des Deadnames in ihr auslösen würde. Seid respektvoll und wertet nicht.

Diskutiert nicht: Versucht nicht, die betroffene Person davon zu überzeugen, dass die Verwendung des Deadnames okay ist. Ist es nämlich nicht und Argumente wie „Er ist doch ein Teil deiner Lebensgeschichte”, „Du kannst deine Vergangenheit nicht leugnen” oder „Den Namen haben dir doch deine Eltern gegeben” machen es nicht besser. Akzeptiert das Nein eures Gegenübers.

Macht andere auf Fehlverhalten aufmerksam: Bekommt ihr mit, dass jemand den abgelegten Namen einer anderen Person benutzt – egal ob versehentlich oder beabsichtigt – weist ihn darauf hin. Damit regt ihr unter Umständen zum Nachdenken an und zeigt trans und nonbinären Personen Unterstützung und Anerkennung.


Habt ihr schon mal Erfahrungen mit dem Thema Deadnaming gemacht? Wie kann man Betroffene eurer Meinung nach unterstützen? Verratet es uns in den Kommentaren!


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1 comment

  1. Zwar kann ich verstehen, dass manche Betroffene es möglicherweise schmerzt, ihren alten Namen zu hören. Dennoch gehören zur Kommunikation immer zwei. Und wenn Jemand einen Anderen nicht verletzten möchte, dann ist es auch nichts Böses. Ein andere Identität anzunehmen ist ein so krasser Vorgang, dass es den anderen Menschen und damit der Gesellschaft nicht verwehrt sein kann, darüber auch unter Verwendung des alten Namens zu sprechen. Denn der Name ist nicht “tot” wie der Begriff zu vermitteln vorgibt. Geschichte ist das einzige, das nie vergeht. Und da war ein anderer Name. Ich sehe es daher eher als Aufgabe der Transgender damit klarzukommen, dass auch der alte Name weiterhin Gebrauch finden darf und muss, wenn man über die Vergangenheit, den Wandlungsprozess oder die Person insgesamt spricht. Alles Andere käme Geschichtsrevision gleich. (Also: In Inception hat Ellen Page mitgespielt, die sich inzwischen Elliot Page nennt. Aber nicht: In Inception hat Elliot Page mitgespielt.) Natürlich soll der frühere Name nicht mehr bewusst als Anrede verwendet werden, das ist klar, das wäre unhöflich.

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