Autorin: Patricia Bauer
Der Profifußball beruht auf heteronormativen Strukturen: Es gibt keinen aktiven Profifußballer, der offen homosexuell lebt. Statt sich für mehr Vielfalt und Akzeptanz auszusprechen und als Vorbild zu agieren, rät der ehemalige Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm vom Coming-out während der aktiven Karriere ab. Warum das ein falsches Signal und ein schwacher Schritt ist? Das klären wir in „Busenfreundin – das Magazin”!
Philipp Lahm ist Ex-Nationalmannschaftskapitän und Geschäftsführer Marketing/Corporate Social Responsibility des DFB. In seinem neu erscheinenden Buch „Das Spiel: Die Welt des Fußballs” kommentiert er den Umstand, dass es im deutschen Profifußball keine geouteten Spieler gibt. Seiner Meinung nach ist die Branche noch nicht bereit für öffentliche Coming-outs.
„[…] gegenwärtig scheinen mir die Chancen gering, so einen Versuch in der Bundesliga mit Erfolg zu wagen und nur halbwegs unbeschadet davon zukommen.”
Philipp Lahm in „Das Spiel: Die Welt des Fußballs”
Lahms Empfehlung: Homosexuelle Spieler könnten sich zwar mit engsten Vertrauten über ein öffentliches Coming-out beraten, sollten sich aber nicht mit Mitspielern austauschen. Dafür fehle es an Akzeptanz. Auch wenn ein Spieler in seinem unmittelbaren Umfeld auf Toleranz stoße, müsse er mit immensem Gegenwind rechnen:
„Aber er wird nicht mit der gleichen Reife bei allen Gegnern im Sport und ganz sicher nicht in allen Stadien rechnen dürfen, in denen er antritt.”
Philipp Lahm in „Das Spiel: Die Welt des Fußballs”
Die Rede ist von Fans mit „menschenverachtender Gesinnung”, die einen geouteten Spieler stets mit „gebrüllten Beleidigungen, Beschimpfungen und diffamierenden Äußerungen bedenken” würden. Auch vonseiten der Mitspieler könne „man sich nicht so ganz sicher sein, wie solch ein Coming-out aufgenommen würde”.
Warum enttäuschen uns Lahms Äußerungen?
Die Aussagen Lahms enttäuschen in vielerlei Hinsicht:
- (Ex)-Nationalspieler wie Philipp Lahm sind Vorbilder. Sie sind allseits bekannt und ihre Stimme wird über die Fußball-Branche hinaus gehört. Immerhin gilt der Fußball als Volkssport Nummer eins.
- Mit seinen Aussagen rät Lahm aktiven Spielern vom Coming-out ab, solange es noch keine ausreichend große Akzeptanz gebe. Wie aber soll diese Akzeptanz geschaffen werden, wenn das Thema immer wieder unter den Tisch gekehrt wird? Sollte man statt Angst nicht lieber Mut machen und betroffenen Spielern mit helfender Hand zur Seite stehen?
- Der DFB warb erst kürzlich dafür, LGBT zu fördern. Die Aussagen von Lahm, welcher als Präsidiumsmitglied beim DFB tätig ist, führen bisherige Kampagnen ad absurdum.
Auf Instagram könnt ihr euch auch Ricardas Stellungnahme dazu anschauen:
Brauchen wir ein #playout?
Die kürzlich veröffentlichte Kampagne #actout, in der sich 185 queere Schauspieler:innen öffentlich outeten und die Film- und Theaterbranche zu mehr Akzeptanz und Sichtbarkeit von LGBTIQ+ aufforderten, sollte auch anderen Branchen die Augen öffnen.
Dass Sichtbarkeit der erste Schritt zu einem Umfeld der Akzeptanz ist, sollte sich auch die Fußballbranche zu Herzen nehmen. Macht Mut statt Angst. Bekämpft das Problem und nicht die Symptome. #playout!
Was muss sich im Profifußball ändern? Seid ihr für öffentliche Coming-outs? Hinterlasst uns einen Kommentar!
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