Autorin: Marei Wagner
In Deutschland gibt es rund 2,7 Millionen alleinerziehende Eltern. Viele davon werden sich die Frage stellen: Wie date ich, wenn der Nachwuchs bereits am Start ist ? Wie lerne ich potentielle Partner:innen kennen und wann ist der richtige Zeitpunkt, von meinen Kindern zu erzählen? Unsere Autorin Marei findet: Ehrlich währt am längsten. Welche Erfahrungen sie beim Dating mit Kids gesammelt hat und warum der Spielplatz nicht der beste Ort für ein erstes Date ist, berichtet sie in „Busenfreundin – das Magazin”!
Das letzte Mal, als ich Single war, hatte ich nicht mal ein Smartphone. Das war 2007. Gechattet hat man damals noch über ICQ. Dann hatte ich zwei Kinder, war alleinerziehend und auf der Suche nach einer potentiellen Partnerin.
Auf Empfehlung meiner Freundinnen lud ich mir einige – mir bis dahin unbekannte – Dating-Apps herunter. Beim Anlegen des Profiltextes wurde mir schnell bewusst, dass das gar nicht so einfach ist. Ich fragte mich: Sollte ich direkt erwähnen, dass ich Kinder habe?
Ich hatte die Qual der Wahl: Entweder, ich rücke sofort mit der Sprache heraus oder lasse es erstmal bleiben. Da ich nicht das schnelle Abenteuer suchte, entschied ich mich für einen Mittelweg und lud ein Bild ohne Kids hoch.
Wenn sich ein Chat entwickelte, erzählte ich aber relativ schnell, dass ich nicht alleine war. Sonst hätte ich mir Ausreden einfallen lassen müssen und das kam für mich nicht in Frage. Irgendwann muss man sowieso die Karten auf den Tisch legen und verschwendet sonst unnötig Zeit – für beide. Und als alleinerziehendes Elternteil hat man vor allem eins relativ selten: Zeit für sich.
„Du bist Mutter? Oh, wie süß!”
Die Reaktionen auf mein „Kinder-Outing“ im Chat waren sehr unterschiedlich: Von „Oh, wie süß“ bis „Ah okay, mir reichen die Kinder meiner Großcousine“ war alles dabei. Hier trennte sich schnell die Spreu vom Weizen.
Ehrlichkeit und Kommunikation sind beim Dating mit Kids wichtig, denn wenn man sich entschließt eine Beziehung einzugehen, muss der Gegenpart wissen worauf er sich einlässt. Vor allem, wenn das Gegenüber ins kalte Wasser geschmissen wird und bis dato selbst keine Kinder hat. Platz Eins zu teilen, ist nicht Jederfraus Sache. Egal ob Windeln wechseln, Wutanfälle an der Supermarktkasse händeln oder beim Homeschooling das Einmaleins büffeln – da muss man erstmal rein wachsen und vor allem reinwachsen wollen.
„Aber können sich Frauen nicht eher mit Kindern arrangieren?“
Dass Frauen sich eher mit Kindern arrangieren ist eine sehr klischeebehaftete Aussage. In unserer Gesellschaft ist das Rollenbild der liebevoll umsorgenden Hausfrau und Mutter leider noch immer stark verbreitet. Ebenso die Annahme, dass sich jede Frau Kinder wünscht.
Aus Erfahrung kann ich sagen, dass vor allem lesbische Frauen sich anders mit dem Kinder-Thema auseinandersetzten als heterosexuelle CIS-Frauen. Zum einen weil der Weg zum Ziel für Lesben mit etwas mehr Planungsaufwand verbunden ist. Zum anderen sind oft auch die Lebensumstände ausschlaggebend.
Und auch wenn das Gegenüber grundsätzlich einen Kinderwunsch hat, war es nicht selbstverständlich, dass meine Kinder akzeptiert werden. Patchwork braucht viel Zeit und Geduld, bei allen Beteiligten. Die offene Kommunikation darf ebenfalls nicht zu kurz kommen.
Das erste Date: Bitte nicht auf dem Spielplatz
Jetzt aber zurück zum Dating. Trotz allem gibt es natürlich Frauen, die dem Abenteuer Patchwork-Regenbogenfamilie positiv zugeneigt sind. Und die möchte man dann natürlich auch außerhalb des Internets kennenlernen. Sich spontan auf einen Kaffee zu treffen wird allerdings schwierig. Vielleicht, wenn die Kinder beim Papa-Wochenende sind? Date gerne direkt von Freitag bis Sonntag.
An das erste Date mit meiner jetzigen Freundin kann ich mich noch sehr gut erinnern. Es war ein schöner Sommertag und ich war ausgeschlafen. Wir waren lange spazieren und ich genoss es sehr, nicht nur als Mutter, sondern endlich auch mal wieder als Frau gesehen zu werden. Denn das ist man eben auch noch, nicht nur Mutter.
Dennoch stellte sie Fragen zu den Kindern und was diese wohl denken würden, wenn ich eine Frau mit nach Hause brächte? Das sollten wir noch herausfinden, denn aus dem Date wurde mehr und der Platz in meinem Herzen weitete sich für eine weitere Person. Heute sind wir auf einem guten Weg zu einer Patchworkfamilie, auch wenn es nicht immer einfach war.
Der kleine feine Unterschied
Es liegt klar auf der Hand: Dating und vor allem eine Beziehung sind eine andere Hausnummer, wenn Kinder im Spiel sind. Ich würde behauptet, die Königsdisziplin des Datings.
Spontane Dates – Mangelware. Und vor allem die Frage: Wie werden sich die Kinder und die neue Partnerin verstehen? Wird es Eifersucht geben? Finden alle ihren Platz in der neuen Familienkonstellation? Wie schafft man es in einer Patchworkfamilie noch genug Paarzeit zu haben? Denn schließlich wächst man nicht genau so in die Elternrolle hinein, wie wenn beide Partner:innen von Anfang an Eltern sind.
Aber Frau ist schließlich kreativ und wenn man will, finden sich immer Mittel und Wege gemeinsame Datingtime zu haben. Denn auch das ist wichtig.
Ende gut alles gut?
Und dann kam endlich der Tag, an dem die Kinder meine neue Partnerin kennenlernten. Wir haben tatsächlich nur einige Wochen damit gewartet. Zum einen gehören die Kinder einfach zu mir, zum anderen war es uns wichtig zu wissen, ob es auch zwischen uns Vieren passt. Wäre das nämlich nicht so gewesen, dann wäre eine Paarbeziehung langfristig schwierig.
Und was soll ich sagen? Die Sorgen im Vorfeld waren total unberechtigt und wir hatten einen total schönen Tag.
Was meiner Meinung nach wirklich wichtig ist beim Dating mit Kindern, ist Ehrlichkeit und klare Worte für alle Beteiligten.
Und natürlich war es meinen Kindern ziemlich egal, dass da jetzt auf einmal eine Frau zu uns nach Hause kommt, die die Mama „tüsst“.
Habt ihr Kids? Welche Herausforderungen habt ihr beim Dating schon erlebt?
Wir freuen uns auf eure Kommentare!
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