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Ok, krass!

Die häufigsten Argumente gegen gendergerechte Sprache & wie ihr sie entkräftet

Autorin: Patricia Bauer

Wer gendergerechte Sprache in den Alltag integriert, trifft früher oder später auf Personen, die dieses Konzept nicht nachvollziehen können und mit Gegenargumenten auftrumpfen. Damit ihr in solchen Situationen souverän auftreten und mit stichhaltigen Argumenten kontern könnt, haben wir von „Busenfreundin – das Magazin” einen Gesprächsleitfaden für euch zusammengestellt. Fröhliches Diskutieren!

Viele von uns mussten sich bereits hitzigen Diskussionen zum Thema „Gendern” stellen. Auf der Gegenseite: Unverständnis, Kopfschütteln und Verteidigungshaltung. Folgende Aussagen fallen dabei immer wieder:

„Ich nutze weiterhin das generische Maskulinum. Das meint ja jeden mit”

Unter dem „generischen Maskulinum” versteht man eine Personen- oder Berufsbezeichnung in männlicher Form – etwa „Student”, „Mitarbeiter” oder „Arzt”. Diese Wortform soll als Überbegriff dienen und Frauen mitmeinen. Geht es also zum Beispiel um eine gemischtgeschlechtliche Schulklasse, sprechen Verfechter:innen des generischen Maskulinums ausschließlich von „Schülern”. Dies sei einfacher und alltagstauglicher.

Das Problem mit dem generischen Maskulinum: Auch wenn es rein grammatikalisch alle mitmeint und sich manch eine nicht-männliche Person mitgemeint fühlt, entstehen so genannte „male bias”. Darunter versteht man eine männerzentrierte Interpretation von Lebenszusammenhängen und des Alltagsverständnisses. Das hinterlässt Spuren: Vorurteile manifestieren sich.

Wie sprachpsychologische Untersuchungen zeigten, denkt man zum Beispiel bei bestimmten Berufsbezeichnungen wie „Arzt” oder „Anwalt” automatisch an einen Mann. Rollenklischees verfestigen sich so bereits im Kindeitsalter und die strukturelle Benachteiligung nicht-männlicher Personen bleibt erhalten. Verwendet man statt des generischen Maskulinums genderneutrale Sprache, stufen Kinder die Möglichkeit, einen männlich konnotierten Beruf erlernen zu können, Studien zufolge deutlich höher ein. Mehr dazu lest ihr hier.

Übrigens: Einige Wissenschaftsdisziplinen weichen längst vom generischen Maskulinum ab. Es ist in der Regel nicht differenziert genug, um geschlechtsspezifischen Zusammenhängen empirisch nachzugehen. Warum also nicht auch im Alltag?

„Ich als Frau fühle mich auch angesprochen, wenn ich als ‘Mitarbeiter’ oder ‘Student’ bezeichnet werde”

Diesem Argument lässt sich entgegenhalten, dass Verallgemeinerungen und Pauschalisierungen nicht die Probleme aus der Welt schaffen, mit denen einzelne zu kämpfen haben. Nur, weil sich eine Person oder ein bestimmter Personenkreis nicht angegriffen fühlt, muss das nicht automatisch für alle anderen gelten.

Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Nur, weil du nicht hungrig bist, heißt das nicht, dass die anderen es nicht sind beziehungsweise nicht sein dürfen. Das Stichwort lautet Empathie.

„Früher mussten wir doch auch nicht gendern”

Menschheit und Sprache sind im stetigen Wandel und entwickeln sich weiter. Dass das Gendern noch nicht früher Thema war und erst in den letzten Jahren Teil des gesellschaftlichen Diskurses wurde, ist vielerlei Faktoren geschuldet. Zum Beispiel hatten vor der Frauenbewegung so gut wie ausschließlich Männer das Sagen: Im Gegensatz zu Frauen bekleideten sie hohe Ämter, machten Politik und bestimmten über Richtig oder Falsch. Männlichen Entscheidungsträgern kam es daher überhaupt nicht in den Sinn, Frauen über Sprache miteinzubeziehen – von weiteren Geschlechtsidentitäten ganz zu schweigen.

Das heißt aber nicht, dass es für immer so bleiben muss: Mit Fortschreiten der Geschichte tun sich immer weitere Diskussionsfelder auf, die zu Veränderungen führen. Das Gendern ist nicht das erste und wird auch nicht das letzte Streitthema auf dem Weg zu mehr Gleichberechtigung sein.

„Aber das ist doch viel zu umständlich!”

Hier greift die Macht der Gewohnheit. Wer aktiv darauf achtet, beim Sprechen eine kleine Pause zu machen und in schriftlichen Ausführungen Doppelpunkt, Sternchen oder Unterstrich einzufügen, macht es schnell automatisch.

Außerdem – selbst wenn die Umgewöhnung anfangs etwas Zeit kostet: Ist es den geringen Zeitaufwand nicht wert, wenn sich dafür eine andere Person gesehen und verstanden fühlt?

„Wieso die Gap, es gibt doch nur Mann und Frau?!”

Nein, das binäre Verständnis von Geschlecht und Identität ist nicht zutreffend: Es gibt Mann, Frau und viele weitere Geschlechtsidentitäten. Nonbinäre Menschen zum Beispiel fühlen sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig.

Wer jetzt agumentiert, dass sich das nur im Kopf abspielt und nicht-naturgegebene Geschlechter willkürlich dazugedichtet wurden, liegt ebenfalls falsch. Seit jeher kommen manchmal Menschen zur Welt, die bei der Geburt nicht eindeutig dem männlichen oder dem weiblichen Geschlecht zugeordnet werden können – sie weisen Merkmale beider Geschlechter auf. Hier spricht man von „Intersexualität”. Ebenso existieren dem weiblichen Geschlecht zugeordnete Personen, die über Y-Chromosomen verfügen, und dem männlichen Geschlecht zugeordnete Personen mit zwei X-Chromosomen – die Übergänge sind fließend.

„Und wenn ich mich morgen für einen Helikopter halte, gibt’s auch ein neues Wort?”

Eine reichlich übergriffige Aussage, die die täglichen Belastungen, der nonbinäre Geschlechtsidentitäten oft ausgesetzt sind, ins Lächerliche zieht. Hier kann man darauf hinweisen, dass eine Diskussion zu einem so sensiblen Thema respektvoll und niveauvoll bleiben sollte. Das alte Sprichtwort „Was du nicht willst, was man dir tut, das füg’ auch keinem anderen zu” trifft ins Schwarze.

„Und als nächstes heißt es auf einmal ‘Mensch:in’ oder ‘Mutterland’?”

Da Sprache sich schon immer weiterentwickelt hat, kann es gut sein, dass man Worte wie diese in einigen Jahrzehnten nutzt. Die Form „Mensch:in” würde sich allerdings eher nicht aus Gründen des Genderns durchsetzen, da das Wort „Mensch” neutral und keine Form des generischen Maskulinums ist.

Und zum Wort „Mutterland”: Nicht zwingend nötig, aber vielleicht eine nette Abwechslung im Wortschatz. Kommen wir nicht alle aus einer Mutter?


Mehr zum Thema Gendern erfahrt ihr in unserem Beitrag „Warum brauchen wir Gendersternchen?” oder in Podcast-Folge #114 mit dem Verein „Schlau”.


Welche Argumente gegen gendergerechte Sprache sind euch schon untergekommen? Wie würdet ihr sie entkräften? Vervollständigt unseren Guide in den Kommentaren!


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