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„Eine finale Entscheidung” | Mein Leben ohne Gebärmutter

Vivien ist 24 Jahre alt und ließ sich Anfang des Jahres nach reiflicher Überlegung die Gebärmutter entfernen. Grund dafür waren starke Schmerzen, die sie während ihrer Periode hatte. In den Griff bekam sie diese auch nicht mit Medikamenten.  Heute berichtet sie in „Busenfreundin – das Magazin” wie es zu ihrer Entscheidung kam, den operativen Eingriff vornehmen zu lassen. 

Vorab halte ich es für ausgesprochen wichtig zu betonen, dass ich keinen (beruflichen) Hintergrund im Gesundheitswesen besitze und daher auch im Folgenden nicht mit übermäßigem Fachwissen glänzen will oder werde. Meine Absicht ist es stattdessen, eine bisher eher wenig beleuchtete Handlungsoption bei starken menstrualen Problemen etwas mehr ins Licht zu rücken. Trotz alledem sollte nicht vergessen werden, dass es sich hierbei um einen operativen Eingriff handelt, der der Entnahme eines Teils oder gar eines kompletten Organs dient und ganz nebenbei meine Krankenkasse über 4000 Euro kostete. 

Wie läuft eine Gebärmutterentfernung ab?

Nach reichlicher Überlegung und mehreren Gesprächen mit beteiligten Ärzten ließ ich mir im Januar 2020 mit 24 Jahren meine Gebärmutter – mit Ausnahme des Gebärmutterhalses – sowie meine Eileiter operativ entfernen. 

Mit Hilfe von kleinen Schnitten werden dünne Rohre mit einer Kamera und den Operationsinstrumenten in die Bauchdecke eingeführt.  Die Gebärmutter wird im Bauchraum zerkleinert und das entfernte Gewebe abgesaugt.

Diese Operation wird unter Vollnarkose durchgeführt und ist mit ein paar Tagen Krankenhausaufenthalt verbunden. Mir wurde nachher berichtet, dass der Eingriff bei mir ohne Komplikationen eine Dreiviertelstunde dauerte. Aus dem Krankenhaus entlassen wurde ich dann drei Tage später. Würde man den Gebärmutterhals ebenfalls entfernen, bestünde die Gefahr einer Absenkung der Organe im Bauchraum.

Warum ich mich für eine OP entschied

Soweit ich mich zurückerinnern kann, war meine Periode schon immer von der sehr unangenehmen, lang andauernden und äußerst schmerzhaften Sorte. Ich würde mich nicht als Weichei bezeichnen, aber ohne viel Ibuprofen wären einige Tage fast unerträglich gewesen. 

Da die Probleme mit meiner Periode in den letzten Jahren eher weiter zu- statt abnahmen, vereinbarte ich bereits im Frühjahr 2019 ein Beratungsgespräch mit meiner Gynäkologin. Diese riet mir zur Einnahme der Pille, was ich aber grundsätzlich ablehne. Mir ist bewusst, dass die Pille vielen Frauen hilft und die Verhütung vereinfacht, ich persönlich sehe ihren großflächigen Einsatz aber durchaus kritisch und weigerte mich, auf diesem Wege in meinen Hormonhaushalt einzugreifen. Ich wollte eine Dauerlösung, ging aber zunächst erfolglos nach Hause.

Ich möchte definitiv keine (leiblichen) Kinder haben. Ich freue mich riesig für Menschen, die eine eigene Familie gründen und Kinder großziehen, aber ich wusste schon immer, dass ich da ganz klar nicht zu gehöre.

Anfang Dezember hatte ich einen Gesprächstermin im Krankenhaus und lies mich neben anderen Alternativen über die sogenannte „LASH-Methode” aufklären. Bei dieser  minimal-invasiven Methode wird ein Großteil der Gebärmutter entfernt. 

Die Operation

Der OP-Termin war an einem Dienstag im Januar 2020. Ins Krankenhaus eingewiesen wurde ich bereits einen Tag vorher, um neun Uhr morgens sollte ich da sein. Dies war nötig, da noch einige Vorgespräche mit der Anästhesistin und der Assistenzärztin anstanden, sowie weitere Vorbereitungen getroffen werden mussten. 

Entgegen der ursprünglichen Planung, „nur“ die Gebärmutter mit Ausnahme des Gebärmutterhalses zu entfernen, wurde nach einem Gespräch mit der Assistenzärztin beschlossen, auch die Eileiter mit zu entfernen. Begründet wurde dies durch die neuartige Annahme, dass Eierstockkrebs möglicherweise in den „Trichtern“ entsteht, welche am Ende der Eileiter sitzen.

Am Dienstagmittag ging es nach einer letzten Dusche dann in den OP. Die Abendstunden nach dem Eingriff waren mit Abstand am Schlimmsten. Ich hatte kaum erträgliche Schmerzen im Unterleib, ich konnte mich im Bett liegend nicht bewegen und mir war speiübel. Katheter und Drainage trugen auch eher wenig zum allgemeinen Komfort bei. Am Donnerstagabend wurde bereits die gynäkologische Abschlussuntersuchung inklusive Ultraschall vollzogen, am Freitagmittag ging es dann in Begleitung von Mutti ab nach Hause. 

Nachblutungen, Schmerzen oder Ähnliches hatte ich keine, auch musste ich mich in den folgenden Wochen stets bewusst daran erinnern, dass ich nichts über fünf Kilogramm heben durfte. Auch Gehen, Treppensteigen, Bücken usw. war ohne Probleme möglich. Gar sportliche Aktivitäten setzte ich etwa vier Wochen post-OP fort, aber auch dabei spürte ich keinerlei Einschränkungen.

Geblieben sind mir drei kleine, unscheinbare Narben (Länge ca. 1cm & 2cm) in und seitlich meines Bauchnabels und ein ganz klar gesteigerter Lebenskomfort. Es ist wohl wichtig zu erwähnen, dass ich immer noch einen normalen Zyklus mit allen hormonellen Veränderungen und Nebenwirkungen habe. Mit der Entfernung der Gebärmutter kommt man nicht, wie oft falsch angenommen, in die Wechseljahre. Dies geschieht nur, wenn die Eierstöcke mit entfernt werden. 

Das bedeutet konkret bei mir, dass ich ebenfalls noch Verstimmungen und Hitzewellen alle vier Wochen spüre, jedoch keine Schmerzen und keine Blutungen – nicht einmal Schmierblutungen – mehr habe. Es war sicherlich ein radikaler Schritt, den ich gegangen bin, aber ich habe ihn definitiv nicht bereut.

Im Fokus steht immer das eigene Wohlbefinden

Dieser Beitrag soll niemanden dazu auffordern, sich bei Problemen dieser Art unters Messer zu legen. Vielmehr war es mir von Bedeutung, über eine selten thematisierte Lösungsoption und den Weg dahin zu berichten. Auch möchte ich stattdessen einen Appell an alle Leserinnen Leser richten, das eigene körperliche Wohlbefinden über gesellschaftliche Stigmata zu priorisieren.


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Vivien-Busenfreundin-das-Magazin
Autorin: Vivien

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