Ja, ihr Lieben – ihr müsst nicht homosexuell sein. Ihr könnt das einfach ändern! Glaubt ihr nicht? Dann lest jetzt unbedingt weiter – denn es gibt eine junge Frau, die behauptet, genau das geschafft zu haben. Wie? Das erfahrt ihr jetzt – bei „Busenfreundin – das Magazin”! (Ironie off)
Wir können leugnen, dass uns die folgende Story zum Kochen bringt. Sie macht uns wütend, weil sie falsche Tatsachen widerspiegelt und ungebremst in die Welt hinausposaunt wird. Bereits im April berichtete „Busenfreundin – das Magazin” von der Aussteiger-Story aus einer Religion, die damit einhergehenden Hintergründe, die Gehirnwäsche und die zerstörenden Selbstzweifel. Dass dieser Spieß nun umgedreht wird, lässt einen sprachlos zurück. Doch von Beginn an.
„Wär ich doch nur hetero!” Viele haben diesen Satz schon einmal geäußert. In den meisten Fällen ist dies jedoch eher eine Panikreaktion, weil man sich der eigenen Gefühle unsicher ist. In der heteronormativ geprägten Welt trotzdem kein absurder Wunsch – schließlich würde eine sexuelle Orientierung, wie sie rund 90% der Menschheit hat, vieles vereinfachen. Ist es aber tatsächlich möglich, die sexuelle Orientierung zu ändern?
„Ich kann mich ändern, wenn ich will”
Teresa Frei behauptet: „Ja, das geht.” Sie selbst sei jahrelang lesbisch gewesen, habe aber zu Gott gefunden und sich dafür entschieden, wieder heterosexuell zu werden. Über ihre Erfahrung und ihren Weg zurück ins Hetero-Dasein schreibt sie in ihrem Buch „Frauen lieben – Eine lesbische Suche”.
Frei nach dem Motto „Die kleine Teresa möchte aus dem Homoparadies abgeholt werden” berichtet sie über ihren Leidensweg: In mehr als 20 Jahren lesbischer Liebe war sie häufig Diskriminierungen ausgesetzt. Die schlimmsten Erlebnisse mit Anfeindungen hatte sie jedoch erst nachdem sie „diese Lebensweise abgelegt” hatte. Ihren richtigen Namen könne sie nicht nennen, da sie sofort „konzentriertem Mobbing und einem Shitstorm” ausgesetzt würde. Für das Aussprechen ihrer Meinung gebe es kein Verständnis. Dies auszuhalten, dafür sei sie zu schwach.
Doch in der Einleitung ihres Buches berichtet sie, eine Dissidentin zu sein – eine Andersdenkende, die offen für ihre Meinung eintritt, auch wenn das für sie Nachteile bringt. Die Richtigkeit dieser Position untermauert sie mithilfe des Beispiels Sigmund Freuds, der selbst seinerzeit ein Dissident war. Der Vergleich passt perfekt, schließlich sah Freud Liebe zwischen Frauen vorzugsweise als einen Versuch, die Schuldgefühle für eine inzestuöse Fixierung auf den Vater zu überwinden. Freud und Frei, Brüder im Geiste (oder sagt man Schwestern?). Die Kernaussage bleibt: Homosexualität ist falsch und Homosexuelle sind psychisch krank.
„Homosexualität entsteht durch unsichere Bindungen oder Missbrauch“
Teresa Frei erzählt salopp über ihre Zeit als lesbische Frau: „Natürlich” verließ sie die Kirche, die ihr „mitsamt ihrer Moralaposteln gestohlen bleiben konnte. Ich hatte mich ja entschieden, autonom zu sein und selbst den Ton in meinem Leben anzugeben.” Ihre Erfüllung suchte sie durch sexuelle Kontakte, merkte aber irgendwann, dass das nicht funktionierte.
Nun könnte man behaupten, das funktioniert generell nicht, egal ob homo- oder heterosexuell. Zu diesem Schluss kam Frei jedoch nicht. Sie entdeckte, dass sie ihren Lebensstil religiös aufarbeiten musste, in den sie durch ihre „wenig berauschenden” sexuellen Erfahrungen mit Männern hineingerutscht war, die – wörtlich gesehen – so unbefriedigend waren, dass sie letztlich für eine „lesbische Musterbiografie” reichten.
Ohnehin sei Homosexualität eine Entscheidungssache, berichtet sie in einem Interview mit der Tagespost. „Gottes Heilsplan hat Mann und Frau füreinander vorgesehen. Wer sich zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlt, bei dem ist die Geschlechtlichkeit entfremdet. Zudem ist seine Liebesfähigkeit verletzt. Das braucht Heilung.” Biologische Ursachen schließt sie aus. „Alle Fälle, die ich kennenlernte, zeigten eklatante frühkindliche Bindungsverletzungen, viele auch Missbrauchserfahrungen.”
Freie Meinungsäußerung: Ja. Verbreitung von Fehlinformationen: Nein!
Das alles wäre an sich kein Problem. Jeder darf seine Meinung haben und frei äußern. Was jedoch nicht in Ordnung ist, ist wissenschaftliche Fakten zu verleugnen. Sexualität ist keine Entscheidung. Und die Behauptung, es sei doch eine, gießt an gefährlichen Stellen Öl ins Feuer. Das beweist allein der Beitrag in der Tagespost: Der Artikel über die nun abstinent lebende Rückkehrerin aus den „dunklen Winkeln der Homo-Szene” und die „Homo-Lobby”, die anderen „ihre Meinung aufzwingt”, stammt von einem alten weißen Mann mit theologischem Hintergrund. Logisch – wo konfessionelle Lehren in den Wald hineinrufen, ist der Schall willkommen.
Diskriminierung ist auch heute noch weltweit alltäglich. Die Bestätigung von einer „ehemaligen Lesbe” befeuert die Vorurteile, die wir seit Jahrzehnten aus dem Weg zu räumen versuchen. Nein, es ist KEINE freie Entscheidung. Nein, wir können uns NICHT einfach ändern. Nein, auch Sex mit einem Mann kann das NICHT erreichen. Nicht plötzlich, nicht langsam, überhaupt nicht!
Wie steht ihr zu der Aussteiger-Theorie? Kann man seine sexuelle Orientierung ändern? Oder ist das totaler Quatsch? Schreibt es uns in die Kommentare!
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