Autorin: Steffi
Wirft man einen Blick in die Geschichtsbücher, so stößt man immer wieder auf starke und mutige Frauen, die sich in ihrem Handeln gegen bestehende Normen auflehnten. Die aus Yorkshire stammende Anne Lister ist eine von Ihnen, denn sie lebte, liebte und kleidete sich abseits der im 19. Jahrhundert vorherrschenden Konventionen. Diese Geschichte wird nun in der TV Serie „Gentleman Jack“ erzählt.
Man nehme eine Portion Historienklamotte, einen Esslöffel Humor gepaart mit geistreichen Dialogen und vermenge es mit einer zarten Prise an lesbisch-dramatischen Liebesschwüren. Dies ist das Rezept für die wunderbare HBO-Serie „Gentleman Jack“, die auf einer wahren Begebenheit beruht und uns in das Leben und Lieben einer selbstbewußten Busenfreundin eintauchen lässt. Protagonistin und Frauenschmeichlerin par excellence ist hier die maskulin anmutende Anne Lister (1791-1840). Eine willensstarke und zugleich leidenschaftliche Frau.
Wir schreiben das Jahr 1832, in dem Anne Lister (Suranne Jones) mit gebrochenem Herzen in ihr Elternhaus Shibden Hall zurückkehrt. Eigentlich möchte sich die Weltenbummlerin wieder auf Reisen begeben und so dem Schmerz entfliehen, allerdings gibt es noch einige verwalterische Dinge zu klären. Und Anne wäre nicht Anne, wenn sie nicht hemdsärmelig die Dinge ohne Wenn und Aber und gesellschaftliche Konventionen anpacken würde. Egal ob sie die Pacht eigenständig eintreibt, sich persönlich auf den Kutschbock setzt oder geschäftliche Dinge selbstbewusst und geschäftstüchtig angeht – Anne Lister, die von den Einwohnern Halifax „Gentleman Jack“ genannt wird, ist ihrer Zeit weit voraus und scheut sich als Frau nicht, für sich und auch ihre Bedürfnisse einzustehen. Das spiegelt sich auch in ihrem Kleidungsstil wider, der sich über die bestehenden Gender-Normen hinwegsetzt und ihr Wesen auf ganz eigenwillige Art unterstreicht.
Ein Leben gegen vorherrschende Konventionen
Es ist somit nicht verwunderlich, dass Anne sich nicht in das enge Korsett einer heterosexuellen Ehe schnüren lassen will, zumal sie für Männern nur freundschaftliche Gefühle hegt. Für damalige Verhältnisse war dies fernab der Norm und bot einen idealen Nährboden für gesellschaftliches Geschwätz unter vorgehaltener Hand. Aber das kann Anne Lister im Großen und Ganzen nichts anhaben. Sie liebt und lebt frei, ungebunden und leidenschaftlich. Und diese Liebe gilt ausschließlich dem schönen Geschlecht. Mit der wohlhabenden Ann Walker (Sophie Rundle) trifft Anne auf eine aufkeimende Pflanze der Liebe und die Geschichte nimmt ihren Lauf…
Die gleichgeschlechtliche Liebe in Zeiten der industriellen Revolution
„Gentleman Jack” entführt uns mit einer süffisanten Leichtigkeit, aber auch Dramaturgie in eine Zeit, in der frauenliebende Frauen unter dem Mantel des Schweigens und der Öffentlichkeit leben mussten. Anders zu sein war gegen die vorgelebten Statuten und die eigene Persönlichkeit vergraben unter einer Maske an Frömmigkeit, gesellschaftlichem Zwang und verkrusteter Etikette. Das schreit förmlich nach einem Regelbruch, denn was uns Menschen ausmacht, ist die Einzigartigkeit und – damit verbunden – die Vielfalt. Vielfalt und vor allem anders zu lieben, forderte zu der damaligen Zeit enorme Willenskraft, Stärke und auch Durchhaltevermögen, denn die gleichgeschlechtliche Liebe war nicht nur verpönt, sondern für Männer auch strafbar. Aus diesem Grund führte Anne ihr Tagebuch auch nur mit verschlüsselten Passagen, die sich auf ihr Liebesleben bezogen, denn sie wollte es sich nicht nehmen lassen, all ihre Erfahrungen zu dokumentieren. Wie gut, dass dieses von ihrem Neffen entschlüsselt werden konnte, hätten wir doch sonst kein lesbisches Zeitzeugnis erhalten.
Die von Sally Wainwright konzipierte Serie „Gentleman Jack“ versteht es auf wunderbare Art und Weise, den Zuschauer in die Zeit der industriellen Revolution mitzunehmen und die Geschichte von Anne Lister zu erzählen, die sich dem Einfluss der Gesellschaft stellen musste. Besonders die zarte Bande und Anziehung zwischen Anne und Ann (wunderbar gespielt von Suranne Jones und Sophie Rundle), geistreiche Dialoge, pompöse Kostüme und ein gewitztes Spiel mit der Kamera, machen die Serie zu einem kleinen Geniestreich.
Fazit:
- „Gentleman Jack“ entführt uns hingebungsvoll in die Welt der Busenfreundin Anne Lister
- Eine Liebesgeschichte abseits der damals vorherrschenden Norm
- Busenfreundin-Prädikat: Wertvoll
Bild: (c) HBO/BBC/Lookout Point
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