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Ok, krass!

Holocaust-Gedenktag: Wir gedenken der (homosexuellen) Opfer

Autorin: Patricia Bauer

Vor 76 Jahren befreite man das in der NS-Zeit errichtete Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Unter den Opfern waren Juden, Polen, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderung, sowjetische Kriegsgefangene – und Homosexuelle. Um der Opfer zu gedenken begehen wir jährlich am 27. Januar den Holocaust-Gedenktag. 

Vor der Machtübernahme der Nationalsozialist:innen galt Homosexualität durchaus als salonfähig – zumindest in Großstädten wie Berlin, Hamburg oder Köln. Hier trug die Homosexuellenbewegung, die seit dem 19. Jahrhundert existierte, Früchte: Es gab zahlreiche schwule und lesbische Kneipen, Nachtclubs und Travestie-Bars. Der Aufstieg des Nationalsozialismus machte dies zunichte.

Verfolgt, verhaftet, vernichtet

Führende Parteiideolog:innen der NSDAP kategorisierten die Homosexualität als inkompatibel mit nationalsozialistischem Gedankengut. Man sprach von „entartetem” Verhalten, welches nicht recht mit der ausgerufenen Stärke und Männlichkeit des Deutschen Volkes zusammenpassen wollte. Die staatlich organisierte Verfolgung begann 1934, nachdem Hitler den – mehr oder weniger offen – homosexuellen Stabschef der SA, Ernst Röhm, gemeinsam mit anderen unliebsamen Parteigenoss:innen in der „Nacht der langen Messer” ermorden ließ.

Mit dem Tod Röhms, der sich teils gegen die Verfolgungspolitik gestellt hatte, erklärte man Homosexuelle zu einer Gefahr für den Staat. Im Herbst 1934 leitete die Gestapo erste Verfolgungsmaßnahmen ein. Im Dezember 1934 starteten Razzien in Berlin. 1936 wurde gar eine Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und Abtreibung erreichtet. In diesen Jahren wurden mutmaßlich mehrere tausend Männer verhaftet und in Konzentrationslager deportiert. Hier kennzeichnete man sie mit dem „Rosa Winkel”.

Es waren Tausende

Die genaue Zahl der von Nationalsozialist:innen ermordeten Homosexuellen lässt sich nicht genau beziffern. Das liegt unter anderem daran, dass man Homosexuelle noch Jahrzehnte nach dem 2. Weltkrieg strafrechtlich verfolgte – erst 1994 fiel der berüchtigte Paragraph 175, der Homosexualität kriminalisierte, weg. Nur wenige offenbarten sich daher als Zeitzeug:innen und konnten bei der Aufarbeitung der Kriegsverbrechen helfen.

Schätzungen zufolge könnten bis zu 7.000 Homosexuelle in den Konzentrationslagern umgekommen sein. Weitere 54.000 wurden im Hitler-Regime für ihre Sexualiät verurteilt. Darunter vor allem Schwule – weil Lesben schon damals nicht ernst genommen wurden und unsichtbar blieben? Auch das lässt sich nur mutmaßen.

Vergesst nicht & bleibt wachsam!

Im Jahr 2021 geht es Homosexuellen gut in Deutschland: Wir können uns offen zeigen, heiraten und gemeinsam Kinder großziehen. Damit das so bleibt, dürfen wir nicht aufhören, uns an die dunklen Kapitel unserer Geschichte zu erinnern. Umso wichtiger erscheint das, wenn man an den Aufstieg der Alternative für Deutschland oder die homo-feindlichen Entwicklungen in Polen oder Ungarn denkt.

In Gedenken an die Opfer des Holocausts.


Was sind eure Gedanken zum Holocaust-Gedenktag? Kennt ihr womöglich noch Zeitzeug:innen? Wir interessieren uns für Geschichten rund um das Thema!


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