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„Ich hatte keine andere Wahl, als sie zu lieben!“: Sängerin Brooke Eden im Interview

Autorin: Simone Bauer

Wie tickt die lesbische Pop-Country-Sängerin Brooke Eden? Wie verlief ihr Coming-out und wie queer ist die Country-Szene wirklich? Was ist ihr Geheimnis für eine glückliche Beziehung? Das und mehr verrät die 30-jährige US-Amerikanerin im exklusiven Interview mit „Busenfreundin – das Magazin”!

Brooke Eden besticht mit einer wahnsinnigen Röhre und knalligen Jumpsuits. Kein Wunder, dass sie einst Miss South Florida war. Inzwischen lebt sie in Nashville, Tennessee – gemeinsam mit ihrer langjährigen Freundin Hilary Hoover. Nachdem sie lange dachte, die Countryszene würde gleichgeschlechtliche Liebe nicht akzeptieren, steht sie mittlerweile ganz offen dazu.

Ihr wahres Ich präsentiert sie aktuell in einer Songtrilogie: „No Shade” und „Sunroof” sind bereits erschienen, auf den dritten Song warten wir derzeit noch sehnsüchtig. Zuvor veröffentlichte Brooke Eden Countrysongs wie „Silence Speaks“ oder das melancholische „American Dreamin’“. Mit „No Shade“ löst sie sich nicht nur metaphorisch von einem dunklen Ort – der Unterschied zur düsteren Ballade „Act Like You Don’t“ ist enorm. „No Shade“ klingt wie von einer Retro-Soul-Girlgroup. Wir sind begeistert und haben mit der Sängerin gezoomt.

Busenfreundin-Magazin: Hallo Brooke! Bist du im Nachhinein froh, dass du 2008 nicht bei „American Idol“ gewonnen hast? Immerhin steuerst du deine Karriere mittlerweile weitgehend selbstständig.

Brooke Eden: Absolut. Ich meine, ich war damals 18. Und wie alle 18-jährigen dachte ich, ich wüsste, was ich vom Leben wollte und wer ich sei – aber ich hatte so viel zu lernen. Und ja, ich bin so dankbar, dass das nichts wurde und es vor allem ganz anders wurde!

Busenfreundin-Magazin: Deine „Neuvorstellung“ ist eine Songtrilogie. Dabei geht es in „No Shade“ gut gelaunt um das Weitermachen nach einer Beziehung und in „Sunroof“ um das Wohlfühlen in der Partnerschaft. Erwartet uns darüber hinaus bald eine neue EP? Die letzte ist ja schon fünf Jahre her?

Brooke Eden: Ich weiß, dass ich noch in diesem Jahr einige Songs aufnehmen werde, aber ich weiß noch nicht, wann sie erscheinen. Mein Label und ich sprachen aber bereits darüber, die nächsten Songs im Kasten zu haben – ob es ein Album wird oder eine EP, weiß ich noch nicht … Aber ja, der Aufnahmeprozess geht weiter!

Busenfreundin-Magazin: Wann und wie hast du herausgefunden, dass du auf Frauen stehst? Wie verlief dein Coming-out?

Brooke Eden: Ich habe schon ganz jung gedacht: „Ich sehe eigentlich keinen Unterschied zwischen Jungs und Mädchen. Denn wenn ich jemanden liebe, dann liebe ich jemanden!“. Und dann ging ich auf eine christliche Schule und wir lernten, dass Männer und Frauen zusammen sein sollten. „Oh, okay, das ist wohl, was ich auch machen soll“.

Ich habe die meiste Zeit meines Lebens Jungs gedatet. Aber in meinen frühen Zwanzigern fiel mir auf: „Hmm …“. Ich dachte an meine Gedanken von früher zurück – daran, dass ich keine Unterschiede sehe! Einen Jungen zu daten, ein Mädchen … es geht doch darum, wen man liebt und mit wem man eine Verbindung findet. Und als ich Hilary traf, hatte ich einfach keine andere Wahl, als sie zu lieben! Sie war meine Seelenverwandte. Meine Seele sagte: „Ja, das ist deine Person!“. Und das war’s. Wir haben es nie hinterfragt.

Busenfreundin-Magazin: Deine Freundin Hilary ist ebenfalls in der Musikbranche und zwar als Promoterin. Könntest du dir vorstellen, mit jemanden zusammen zu sein, der nichts mit dem Business zu tun hat?

Brooke Eden: Ich denke, es ist auf jeden Fall hilfreich, dass wir beide gleich lang in der Musikindustrie arbeiten. Ich muss nichts erklären, wenn ich sage „Hey, weißt du, ich mache diese Show, mit dieser Person …“ – es gibt keine Eifersucht. Sie versteht komplett, was passiert. Sie ist meine größte Unterstützung und mein Fels. Und wenn ich durch harte Zeiten gehe, im Dilemma bin oder harte Entscheidungen treffen muss, ist sie die erste Person, zu der ich gehe. Ich kann mich auf sie und ihre Meinung verlassen – ich respektiere ihren Rat.

Natürlich kann man als Künstler mit jemandem zusammen sein, der nicht im selben Bereich arbeitet – solange die andere Person ein gewisses Verständnis für diese Industrie hat. Aber es hilft auf jeden Fall, mit jemanden zusammen zu sein, der dieses Verständnis bereits hat. Hilary weiß einfach, was los ist.

Busenfreundin-Magazin: Hilary ist auch in deinen neuen Musikvideos zu sehen. Wie kam es dazu?

Brooke Eden: Sie war schon immer die selbsternannte „Frau hinter der Kamera“ – normalerweise steht sie nicht im Rampenlicht. Aber für die neuen Songs war sie so wichtig! Sie spielte eine so große Rolle in meiner Reise zum Glücklichsein und zur Selbstliebe. Das spiegeln die Musikvideos auch wieder: Eine Reise, Glücklichsein, Sonnenschein. Ich wusste, die Videos wären ohne sie einfach nicht das Gleiche.

Als ich sie fragte, meinte sie zuerst, „Ach, das ist nicht wirklich mein Ding!“, also antwortete ich: „Oh, okay, dann nehme ich eine Schauspielerin für dich!“ – „Oh, yeah, ich mach mit!“.

Busenfreundin-Magazin: Ihr seid nun schon seit 2015 zusammen und in deinen neuen Songs klingst du verliebt wie am ersten Tag. Man sieht es dir auch an! Aber wie haltet ihr eure Beziehung frisch?

Brooke Eden: Wir verbringen einfach gerne Zeit miteinander. Das ist der erste Schritt: Sei mit jemanden zusammen, den du für die coolste Person auf dem Planeten hältst! Als ich Hilary traf, dachte ich mir: „Du bist so cool, ich möchte jeden Tag mit dir zusammen sein!“. Und sie fühlte sich genauso.

Ich bin Einzelkind – ich war die unabhängigste Person und brauchte „Me Time“. Aber mit Hil wird „Me Time“ zu „Us Time“. Es gibt keinen Unterschied. Mein größter Rat ist also: Finde jemanden, mit dem du gerne Zeit verbringst und den du genauso respektierst wie umgekehrt. Seid lieb zu einander … das macht eine glückliche Beziehung auf Augenhöhe aus. Wenn du all das hast, wird die Liebe nicht schwinden.

Busenfreundin-Magazin: Man stellt sich die Country-Szene sehr hetero-konservativ und voller Macho-Cowboys vor. Hast du aufgrund deiner Sexualität jemals Anfeindungen aus der Szene erlebt? Wie haben deine Fans auf dein Coming-out reagiert? Oder ist es ein Klischee, wenn wir denken, die Szene wäre super religiös?

Brooke Eden: Nashville ist der Ort, an dem die komplette Countrymusik entsteht. Es ist ein sehr liebevoller, verständnisvoller Ort. Wir haben nie darüber nachgedacht, ob wir Händchen halten, den Arm umeinander legen oder uns küssen sollen. Wir sind so glücklich, hier zu sein. Nashville sticht dadurch echt hervor und auch die Countrykünstler und die Industrie selbst waren alle sehr unterstützend, sobald wir uns outeten. Es gab keine komischen Momente, kein „Oh, das ist nicht normal!“. Eher: „Hilary und Brooke, natürlich.“

Ihr habt recht, Country hat stereotypisch seine weißen Heteromänner. Es gibt zwar auch Frauen wie Dolly Parton oder Shania Twain, die es in diesem Genre geschafft haben. Und mittlerweile sehen wir auch schwarze Künstler wie Mickey Guyton und queere Künstler wie TJ Osborne, die es echt drauf haben. Nicht alle Countryhörer sind weiß und hetero – so wird es nur oft dargestellt, weil sich bisher niemand getraut hat. Es ist Zeit, dass sich das ändert. Die Countryfans sind bereit!

Wir passen genauso rein wie die weißen Heteromänner. Wir ändern den Namen des Spiels! Ich hoffe, es bringt mehr Menschen zu uns. Niemand wird abgeschreckt wegrennen – stattdessen werden sich mehr Menschen damit wohlfühlen, die Musik zu hören oder auf Konzerte zu gehen. Win win!

Ich erinnere mich daran, wie ich mit Country aufwuchs: Als ich klein war war mein Dad in einer Countryband. Damals war es nicht cool, aber ich habe es aber immer geliebt. Inzwischen wird das Genre als cool angesehen, denn es ist so breit aufgestellt. Heute hast du alles von Sam Hunt, der viel R’n’B in den Country bringt, bis Chris Stapleton, der mehr souligen Country macht. Es gibt keine bestimmte Art mehr, Country zu sein. Wir hören das in der Musik und sehen das in den Künstlern.

Busenfreundin-Magazin: Wie empfindest du derzeit das Klima für queere Menschen in den USA? Lassen sich unter Biden bereits Unterschiede zur Amtszeit Trumps erkennen?

Brooke: Ich glaube, wir sehen immer noch Rückwirkungen aus der Trump-Zeit. Es waren nur vier Jahre, aber vier sehr extreme Jahre. Doch gleichzeitig kam Biden mit sehr progressiven Transgesetzen und Gleichstellungsgesetzen und ich merke wirklich wie unser Land als Ganzes sich massiv nach vorne bewegt. Ich habe nicht das Gefühl, dass die Menschen gerade Zeit dafür haben, sich zu hassen. Jeder sorgt sich, wie er gesund und sicher bleibt und Essen auf den Tisch bringt. Man hat keine Energie, jemanden für seine Hautfarbe oder Sexualität zu hassen – die gesamte Welt muss aufhören, Hass zu priorisieren und etwas anderes mit der Energie anfangen.

Ich denke, wir werden noch mehr Allys erleben, mehr Menschen, die sich gegen Rassismus positionieren, mehr Menschen, die ihre Geschichte erzählen. Vor allem in der Country-Community!

Gegner leben oft mitten im Nirgendwo. Ich glaube nicht, dass sie jemals eine homosexuelle Person getroffen haben oder PoCs. Da ist die Angst des Unbekannten. Aber je mehr PoCs und Queers ihre Geschichte erzählen, desto mehr Liebe werden sie empfangen. Und ich denke, dass die Präsidentschafts Bidens gut für die queere Gemeinschaft ist. Es wird mehr Liebe geteilt!

Busenfreundin-Magazin: Das klingt sehr schön, in Deutschland scheint es gerade etwas anders … aber ein anderes Thema: Wir lieben deine Jumpsuits! Wie kommst du an diese coolen Teile?

Brooke Eden: Ich wollte wirklich bunte Farben. Ich wollte, dass die Menschen das Glücklichsein und die Sonne spüren und dass sich etwas in mir verändert hatte. Psychologisch gesehen geht das gut durch knallige Farben.

Bevor ich Hilary traf, trug ich all black und Leder. Sogar mein Eyeliner war viel dunkler. Aber als ich Hilary traf, brachte das so viel Wärme in mein Leben. Die Farben meines Lebens veränderten sich und somit auch die Art, mich zu kleiden. Wenn ich auf die Bühne gehe, möchte ich, dass die Menschen dieses sonnige Gefühl, diese Leichtigkeit bemerken. Ich habe viel nach Stylisten in Nashville recherchiert und fand Krista Roser. Wir trafen uns zum Lunch und sprachen über dieses Konzept. Nach diesem Gespräch hatte ich das Gefühl, dass sie versteht, was ich möchte. Ich trug im Musikvideo Dolce & Gabbana und ich hätte nie gedacht, dass ich mich in so einer High-Fashion-Marke wohlfühlen würde! Ihr Wissen über Mode hat zum Leben erweckt, was bereits in meinem Kopf war.

Busenfreundin-Magazin: Zu guter Letzt – was würdest du jungen Queers raten, wenn sie über ihr Coming-out nachdenken, spezifisch in ländlicheren Regionen?

Brooke Eden: Mein Rat wäre: Geh‘ durch den Prozess, nimm dir die Zeit, dich damit zu beschäftigen und zu verstehen, wer du bist. Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Ich wünschte, mein Prozess wäre schneller gelaufen – es hat mich dreieinhalb, fast vier Jahre gekostet, in denen ich mit der Liebe meines Lebens zusammen war und das nicht in Frage stellte. Ich wusste genau, sie ist meine Seelenverwandte, aber es hat dennoch so lange gedauert, mich selbst in dieser Konstellation zu finden und alles zu verstehen.

Dadurch, dass ich auf eine katholische Schule ging, war mir viel Scham und Hass eingetrichtert worden – nur mich betreffend, nicht andere. Es hat eine Weile gedauert, Selbstliebe und Selbstakzeptanz zu finden. Ich wünschte, man könnte einfach einen Knopf drücken!

Aber erlaube dir diesen Prozess. Niemand kann diese Reise beschleunigen. Aber sobald du auf der anderen Seite angekommen bist: Teile deine Geschichte mit deinem Umfeld und zwar so oft, wie möglich – tu es für Allys, deine Familie, deine Freunde. Eine Person nach der anderen. Natürlich habe ich als Künstlerin eine größere Plattform, aber du solltest nicht denken, dass du nicht auch die Meinung einer anderen Person ändern könntest. Love is love!

Busenfreundin-Magazin: Das machen wir! Danke, Brooke!


Wie gefallen euch die neuen Songs von Brooke Eden? Hinterlasst uns einen Kommentar!


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