fbpx
Ok, krass!

Laut EU-Umfrage: Fast die Hälfte lebt Orientierung nicht offen aus

CSDs, Podcasts, Bücher, TV-Shows. Zwar wird die Angebotspalette queerer Inhalte zunehmend größer und somit auch die Sichtbarkeit von Menschen mit LGBTIQ-Bezug. Dennoch dominieren bei queeren Menschen immer noch Unsicherheiten hinsichtlich ihrer sexuellen Orientierung.

Die aktuellsten Ergebnisse der Studie „A long way to go for LGBTI equality“, durchgeführt von der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA), regen uns bei „Busenfreundin – das Magazin“ zum Nachdenken an. In Deutschland leben 43 Prozent aller Menschen mit LGBTIQ-Bezug ihre sexuelle Orientierung nicht offen aus.

Knapp 140.000 Menschen ab 15 Jahren wurden zwischen dem 27. Mai und dem 22. Juli 2019 EU-weit nach ihrem Umgang mit ihrer Sexualität befragt. Alle Teilnehmenden beschrieben sich selber als lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell oder intersexuell. Aus Deutschland nahmen mehr als 16.000 Menschen teil. Diese Online-Studie ist die bislang umfangreichste Erhebung, die sich mit Hasskriminalität und Diskriminierung gegenüber LGBTIQ-Personen befasst.

Belästigt wegen eigener Homosexualität

Rund 36 Prozent der Befragten gaben an, dass sie in den letzten zwölf Monaten wegen ihrer Sexualität belästigt wurden. 13 Prozent wurden in den vergangenen fünf Jahren auch körperlich oder sexuell angegriffen.

Bei der Frage, ob sie in der Öffentlichkeit die Hand ihres gleichgeschlechtlichen Partners halten, gaben 61 Prozent der EU-Bürger an, dies oft oder immer zu vermeiden. 45 Prozent der Befragten aus Deutschland teilten diese Einstellung.

Lebensverhältnisse der LGBTIQ-Community stark unterschiedlich

Im Rahmen der Studie stellte sich heraus, dass die Befragten die Lebensverhältnisse in den verschiedenen EU-Ländern teils sehr unterschiedlich wahrnehmen.

83 Prozent der Befragten aus Malta sagten zum Beispiel, dass die Regierung dort wirksam gegen Vorurteile und Intoleranz gegenüber LGBTIQ-Menschen ankämpfe. In Polen gaben das nur vier Prozent der Befragten an. In Malta sowie in Finnland und Irland herrscht auch bei vielen Betroffenen das Gefühl vor, dass die Intoleranz kleiner geworden sei.

Hier findet ihr die gesamte Studie.

Was ist eure Meinung dazu? Lebt ihr eure Orientierung offen aus? Diskutiert gerne mit!


Themen die aufregen, beschäftigen oder erfreuen:



Abonniert gerne unseren Newsletter, wenn ihr stets up to date sein wollt:

6 comments

  1. Guter Artikel, gute Studie! Vorab muss ich sagen, dass ich hoffe, dass die Sichtbarkeit der LGBTQ+ durch solche Formate, wie Busenfreundin oder andere Podcasts, Magazine etc. steigt und irgendwann ein Outing nicht mehr notwendig ist, weil Liebe als Liebe angesehen wird. Egal wer wen liebt!

    Ich muss sagen, dass ich mich heute auch mit der Studie auseinandergesetzt habe, denn auch ich habe jahrelang meine Orientierung nicht „offen“ gelebt. Bloß niemandem zeigen, dass man das gleiche Geschlecht liebt, keine Aufmerksamkeit auf einen ziehen, aus Angst von Beleidigungen und sogar auch vor körperlichen Angriffen. Mittlerweile sehe ich das ganze anders. Bin ich mit meiner Partnerin draußen, gibt es auch schon mal einen Kuss, eine Umarmung oder man nimmt sich an die Hand. Alles in einem gesunden Rahmen. Wäre ich mit einem Mann zusammen, würde ich auch nicht knutschend an der Ecke stehen. Also verhalte ich mich genauso, wie ich es auch mit einem Mann machen würde. Wen es stört, der soll bitte wegschauen. Aber auch die Belästigung habe ich schon am eigenen Leib ertragen. Zum einen online, zum anderen im Reallife. Auf diversen Datingplattformen findet man gelegentlich auch in der Rubrik „Frau sucht Frau“, Männer! Oft ist es mir passiert, dass ich von ihnen – nachdem sie feststellten, dass ich eine Frau suche – ein Dick-Pic bekommen habe. Absolut unangebracht! Und auch im Reallife musste ich einen Zwischenfall erleben. Wir waren feiern, eine Freundin und ich. Die ganze Zeit tanzte ein junger Mann um mich rum, tanzte mich an und brachte flotte Sprüche. Als er dann zu aufdringlich wurde, teilte ich ihm mit, dass ich nicht interessiert sei. Irgendwie bekam er dann mit, dass ich auf Frauen stand. Kurze Zeit danach tanzte er mich wieder an, krallte sich meine Hand und drückte sie in seinen Schritt mit den Worten „das könnte man ja wohl ändern“. Solche Belästigungen tragen natürlich häufig dazu bei, seine Orientierung zurückzuhalten.

    Ich kann aber nur jedem sagen, leb dein Leben, so wie du es möchtest! Der einzige Mensch, der glücklich sein muss, dass bist du und niemand anders! Und ich glaube, je mehr Leute ihr Liebe zurückhalten, desto mehr Oberwasser haben die Leute, die dagegen sind.

    LG

    1. Hi Jules,
      mir tut das echt leid, was Du da erfahren hast. Das ist absolut respektlos. Ich kann Dich und Deine Argumentation absolut verstehen!

      Gerade durch die 15-Minuten Show von Joko und Klaas , die sexualisierte Gewalt in den Mittelpunkt rückt, wird klar, dass es hier noch mehr Aufklärungsmaßnahmen bedarf. Auch queere Frauen wie Du sowie Transfrauen sind von Hasskriminalität im Netz und Reallife betroffen. Ich denke aber, dass solche Sendungen wie “Männerwelten” ein Umdenken im Kopf bei vielen hervorruft. Und das ist sehr, sehr gut!
      Danke für Deine Kommentar!
      LG
      Ricarda

  2. Auch wenn ich mit meiner Meinung möglicherweise alleine dastehe, werde ich sie trotzdem mal vorsichtig äußern…
    Ich (24) bin lesbisch und hatte meine Coming-Out im Alter von 14 Jahren. Seit dem Punkt konnte ich offen leben und hatte zunächst keinerlei Berührugspunkte mit Homophobie. Alles veränderte sich vor ca. 5 Jahren. Der Wandel innerhalb der LGBTQ+-Community schritt immer weiter voran. Immer mehr Buchstaben kamen hinzu. Es war beispielsweise nicht mehr nur die Rede von 2 Geschlechtern und 3 sexuelle Orientierungen, sondern unendlich viele Identitäten und sexuellen Orientierungen. LGB-Personen hatten immer weniger zu melden und die Community fokussierte sich hauptsächlich auf Trans-Themen. In der Zeit ging es dann auch mit meinen persönlichen Homophobie-Erfahrungen los. Nicht aus der erzkonservativen Ecke, sondern aus der eigenen Community. Ich wurde und werde, auch heute noch, dafür angefeindet, dass ich sexuell sowie emotional ausschließlich auf Frauen stehe und nicht bereit bin mit Trans-Frauen (biologische Männer) zu schlafen. Äußert man sich dazu, wird man gleich als “Terf” und transphob bezeichnet. Vor einigen Jahren waren lesbische Räume eine Art Schutz für mich, in denen ich mich mit “Gleichgesinnten” austauschen konnte. Heute werden diese Räume von extrem aggressiven TQ+Aktivisten eingenommen, die nichts anderes wollen als Frauen, wie mich, mundtot zu machen.

    Aus Gründen wie diesen, verstecke ich, mittlerweile, meine Liebe zu Frauen in der Öffentlichkeit. Aus Scham, dass ich mit der LGBTQ+-Community in einen Topf geworfen werde. In dieser Community ist kein Platz für Menschen wie mich.

    Äußerungen, wie “Lesben haben auch Sex mit Männern” oder Neudefinierungen von Wörtern, wie “Lesbisch”, kommen sehr häufig aus der eigenen Community und tragen zum Rückgang der lesbischen Sichtbarkeit bei.

    Dies ist lediglich meine Meinung zum Thema. Ich habe kein Problem mit Menschen, die mir widersprechen, solange es höflich bleibt.

    Beste Grüße

  3. Hallo Cristina,
    während ich deinen Kommentar las, habe ich überlegt, wie oft ich mit Menschen das Thema “Intoleranz aus den eigenen Reihen” besprochen habe. Ergebnis: oft!

    Ich habe mit Frauen gesprochen, die für andere homosexuelle Frauen nicht “lesbisch” genug aussahen oder umgekehrt. Ich habe mit schwulen Männern gesprochen, die “nicht männlich genug” waren. Wir sollten uns vielleicht auf die Grundidee zurückbesinnen und schauen, dass wir uns nicht unnötig an Buchstaben wie LGBTIQHDGDL aufhalten, sondern Menschen als Menschen wahrnehmen (klingt im ersten Augenblick wie aus einem schlechten Rosamunde Pilcher-Film). “Wer muss wie sein?”, “Was ist männlich?”, “Was ist weiblich” sind im Jahr 2020 Fragen, auf die es nicht mehr “die” Antwort geben sollte.

    Doch bevor uns das gesellschaftlich gelingt, sind die Buchstaben – in meinen Augen – dann irgendwie doch zunächst nötig, um damit zu erklären, dass genau diese LGBTIQ-Menschen dazugehören, auch wenn sie aus dem heteronormativen-Raster fallen.
    Ich finde gut, dass Du hier kritisch Stellung nimmst und Dich dazu äußerst! So geht Sichtbarkeit!
    Ganz liebe Grüße
    Ricarda

  4. Hallo zusammen,

    Ich finde es gut, dass es eine Plattform zum diskutieren gibt. Hätte ich mir früher gewünscht.
    Ich habe mich mit 16 geoutet und bin dann glücklicherweise zum Fußball gekommen. Im Verein gab es dann viel Toleranz und Gleichgesinnte.

    Seitdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass es am einfachsten ist, offen zu leben und dahinter zu stehen. Ich bin Lehrerin und habe lange in Jugendzentren gearbeitet und je offener man mit dem Thema umgeht, um so weniger Angriffsfläche bietet man. Denke ich.

    Das heißt nicht, dass ich nicht auch schlechte Erfahrungen gemacht habe. Auf der Oberstufenfahrt in Polen wurde z. B. Mal eine Flasche nach mir geworfen und fremde Männer haben mich beim Küssen mit meiner Ex-Freundin gefilmt.
    Aber ich denke auch, dass ich schon viel für ein einfacheres Leben als Busenfreundin getan habe und darauf bin ich ziemlich stolz. Ganz besonders in der Arbeits mit den Kindern und Jugendlichen.

    Ich glaube, je normaler man das ganze selbst sieht und je selbstverständlicher man damit umgeht, desto eher wirst du so auch akzeptiert und respektiert.

    Habt ein schönes Wochenende.

  5. Hallo 🙂
    Ich lebe meine Orientierung nicht aus, weil ich erst vor 6 Monaten das erste Mal auf die Idee gekommen bin, dass ich eine Busenfreundin sein könnte… Ich bin 30 und seit Ewigkeiten in einer erst glücklichen und jetzt kopfstehenden Heterobeziehung. Gerade prasseln Dinge wie die “normalen” Coming-Out-Ängste, aber auch Schuldgefühle, Verlustängste und Verwirrung auf mich ein (das wäre doch mal ein Thema für den Podcast 😉 ). Als junges Mädel hätte ich Vorbilder gebraucht, die es aber einfach nicht gab. Ich glaube, dass dieser fehlende Kontakt zu anderen Busenfreundinnen und deren fehlende Sichtbarkeit eine ganz große Rolle dabei spielen, dass Leute ihre Orientierung für sich behalten und sie vielleicht nie oder erst spät leben.
    Danke Ricarda, dass du die Sichtbarkeit erhöhst, dein Podcast ist so witzig und wichtig! Ich glaube, dass du ganz vielen hilfst, vielleicht sogar mehr als du denkst. In meinem speziellen Fall hast du dazu beigetragen, dass aus meinem ersten “Oh, nein!!!” ein positives Gefühl geworden ist… Ich hab zwar trotzdem noch ganz viel vor mir, aber mich mit mir wohl zu fühlen, war wohl der wichtigste Schritt für mich…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


The reCAPTCHA verification period has expired. Please reload the page.