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Busenfreundin International

“Lieber nichts sagen!” – Xi über das Gay-Sein in der Volksrepublik China

Xi ist schwul. 21 Jahre lebte er unter dem Regimé Xi Jinpings, bevor er 2019 für ein weiterführendes Studium nach Deutschland kam. Wie er Homosexualität innerhalb der chinesischen Kultur und Politik erlebt, erzählt er uns exklusiv bei „Busenfreundin – das Magazin“.

„Als Schwuler glaube ich, dass die politische Situation in China ähnlich wie ‘don‘t ask, don‘t tell’ ist“, sagt Xi. Über Angehörigkeit zur Community der LGBTQ wird wenig gesprochen. „Man weiß nicht, ob Musiker, Schauspieler oder Politiker zu der LGBTQ-Gruppe gehören“. Dies sei auch im Alltag so: Meist schweigen Betroffene über ihre Homo- oder Transsexualität.

Ausnahmen bilden einige wenige Menschen, wie zum Beispiel Frau Jin Xing. Die Transgender-Frau besitzt sogar eine eigene Talkshow, die sich seit einigen Jahren zunehmender Beliebtheit erfreut.

Schauspieler schwuler Serien dürfen nicht auf derselben Bühne stehen

Dass wenige Menschen ihre Sexualität offen ausleben, wird auch durch politische Regularien beeinflusst. Zwar gibt es keine juristischen Folgen für Homo- oder Transsexualität, aber Kampagnen mit queeren Inhalten werden gesellschaft kritisch gesehen und als Propaganda bezeichnet wird. 

Die teilweise aggressiven Vorgehensweisen gegen die Community schlägt sich beispielsweise in TV- und Filmzensur nieder, die dafür sorgt, dass nur heteronormative Inhalte gezeigt werden – so werden homosexuelle Szenen einfach aus den Filmen herausgeschnitten, wie dies bei „Green Book“ oder „Bohemian Rhapsody“ der Fall war. 

Möchte man die Filme komplett sehen, muss man dies über ein Virtuelles privates Netzwerk (VPN) tun. Um die Vorschriften durchzusetzen, stellt das chinesische Regime zahlreiche Regeln auf: Als 2019 die beliebte Serie „Addiction“ verboten wurde, legten die Machthaber gleichzeitig fest, dass die Schauspieler der Serie nicht in der gleichen Show oder auf derselben Bühne auftreten dürfen, erzählt Xi. Im selben Jahr wurde eine Regel vom SARFT (The State Administration of Radio, Film and Television) aufgestellt. Sie besagte unter anderem, dass eine Beziehung unter Homosexuellen nur eigeschränkt auftreten könne. Deutliche queere Themen und Rollen seien strikt verboten.

Ob man bei einem Outing akzeptiert wird, ist sehr individuell

Die Akzeptanz von Queerness sei, so Xi,  besonders in ländlichen Gebieten, in denen die Wirtschaftsentwicklung noch nicht so fortgeschritten ist, eingeschränkt. Mehr Offenheit zeigen Metropolen wie Shanghai, Beijing, Chengdu, Chonqing und Guangzhou. Besonders die jüngste Generation zeigt sich toleranter: „Ich glaube, dass es für die jüngeren Menschen um die 20 viel leichter ist, sich zu outen. Besonders die Frauen sind hier deutlich offener. In China gibt es viele Frauen, die die sogenannte „Boyslove“ entweder in Comics oder in Romanen faszinieren. Die meisten von ihnen können Homosexualität und Transgender besser akzeptieren.“

Xi lebt seine Homosexualität offen aus. Nachdem er sich zunächst bei seinen engsten Freunden geoutet hatte, weihte er nach und nach auch Kommilitonen, seine Mutter und sogar seine Professorin ein. Einzig bei seinem Vater ist er sich noch nicht sicher. Das Verhalten seiner Mutter hat sich nicht geändert, sagt er. Sie sieht ihn weiterhin als ihren geliebten Sohn und motiviert ihn zu einem Leben hier in Deutschland. Dass nicht alle Geschichten so gut ausgehen, zeigt die Geschichte eines Bekannten. „Ein Bekannter wurde von seinen Eltern erwischt, als er was mit einem anderen Jungen hatte. Seine Eltern warfen ihn kurzerhand raus und seitdem lebte er alleine in Shanghai. Seine Eltern haben ihn komplett verstoßen und wollen nichts mehr von ihm wissen.“

Kontakt zur Community läuft meist virtuell

Kontakt zu anderen Mitglieder der Community findet man am Ehesten über Dating-Apps wie  „Aloha“ und „Blued“ für schwule Männer und „Rela“ für Frauen.  Auch die Microblogging-Plattform Sina Weibo mit über 446 Millionen aktiven Nutzern bietet Platz, um sich auszudrücken: „Auf „Weibo“ gibt es viele Blogger oder Internetgrößen, die homosexuell oder transgender sind. Ihre Follower sind meistens Menschen it LGBT-Bezug oder heterosexuelle Frauen. Man kann dort auch lediglich Freundschaften knüpfen.“ 

In den Hauptstädten der einzelnen Provinzen gibt es, so vermutet Xi, mindestens eine Gaybar. „Gaybars und Clubs in China befinden sich meistens in großen Städten.“ Auf Filmfestivals der LGBT-Community, die in Großstädten wie Shanghai, Beijing und Guangzhou stattfinden, trifft sich die chinesischen Queer-Gemeinde. 


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