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Bipolare Störung in „Mein Herz ist wie das Meer” | Busenfreundin Book-Club

Autorin: Simone Bauer

Eine bipolare Störung, ist alles andere als der große Spaß, den die Betroffenen in ihren manischen Phasen zu haben scheinen. Schätzungsweise sind 1 bis 3 Prozent der Weltbevölkerung bipolar – eine Störung, die sowohl in der depressiven, als auch in der manischen Phase lebensgefährlich sein kann. Mit diesen Ausprägungen beschäftigt sich auch Daniela Schenk in ihrem Roman „Mein Herz ist wie das Meer“. Wie empfehlenswert das Buch ist, klären wir in „Busenfreundin – das Magazin“!

Eine bipolare Störung ist eine psychische Erkrankung, die sich durch depressive und manische Stimmungsschwankungen auszeichnet. Wie diese Krankheit entsteht und warum manchmal jahrelang kein Schub kommt, ist ungeklärt. Innerhalb der depressiven Phasen sind die Betroffenen antriebslos und verzweifelt, in den sehr übersteigerten Hochgefühlen plötzlich voller Tatendrang und Tollkühnheit.

Betroffene können ihr Umfeld negativ beeinflussen: Vor allem Partner können je nach Phase der Krankheit weggestoßen und wieder angezogen werden. Dies wird extrem authentisch im neuen Roman „Mein Herz ist wie das Meer“ von Daniela Schenk dargestellt, der am 13. November bei Krug & Schadenberg erschienen ist.

„Und trotzdem gibt es Situationen, die mich mit Fragezeichen zurücklassen, wie jetzt mit Amelie. Ich hasse Fragezeichen – ich will Punkte.“

„Mein Herz ist wie ein Meer” von Daniela Schenk

Zunächst thematisiert die Autorin weder die Krankheit, noch die sexuelle Orientierung ihrer Charaktere. Denn eigentlich will die Protagonistin, Zazou, einfach nur in Ruhe Zugfahren. Man erfährt anfangs nicht einmal wohin – erst sehr viele Seiten später wird klar, dass der Roman in der Schweiz spielt. Zazou ist Geschichtslehrerin aus vollster Überzeugung. Überhaupt ist sie eine eher trockene Zeitgenossin. Mit ihrer Partnerin Jo führt sie eine stabile Beziehung – auf Distanz und ohne viel Leidenschaft.

Wenn die Liebe auf den ersten Blick alles auf den Kopf stellt

Künstlerin Amelie ist wie ein Wirbelwind, der in Zazous Leben stürmt. Und eigentlich wollte Amelie das gar nicht. Sie weiß, dass sie Gift ist für alle, in die sie sich verliebt – egal, ob Mann oder Frau. Angezogen von der schönen „Zsa Zsa“ kann sie aber nicht anders. Es ist eine abwechslungsreiche Begegnung mit nur einer Regel: Kein tieferes, privateres Kennenlernen. Und dann verschwindet Amelie so plötzlich aus Zazous Leben, wie sie gekommen ist.

Es beginnt das Nachjagen einer verliebten Zazou, die fast besessen von der Idee ist, Amelie aufzustöbern. Dies mündet in einem Roadtrip mit ihrem Nachbarn Pepe. Sie wollen nach Sardinien. Hier findet Amelie nach dem Aufenthalt in einer Klinik zurück ins Leben – nach all den Angstattacken, die sie langsam niederrafften. Darum ist sie mehr als vorsichtig: Zazou ist immer noch ihre Achillesferse.

„Der Liebeskummer hat mein fragiles chemisches Gleichgewicht im Hirn zerstört. Die Depression hat mich wieder.“

„Mein Herz ist wie ein Meer” von Daniela Schenk

Und dann wäre da noch das Thema „Co-Abhängigkeit“, das „Mein Herz ist wie das Meer“ aufgreift: Nicht nur in einer Partnerschaft, die beispielsweise von Drogensucht geprägt ist, kann es dazu kommen. Denn Amelie ist süchtig nach ihren manischen Phasen, die ihrer Kunst helfen. Und Zazou schaut weg, auch, wenn es wieder in Richtung Depression geht. Sie hilft Amelie, wo sie kann, ohne ihr wirklich zu helfen. Das könnte nur Amelie selbst. Wie also soll diese Beziehung funktionieren? Eine Leseprobe findet ihr hier.

Nähe zur Krankheit durch Sprache

„Mein Herz ist wie das Meer“ wird abwechselnd aus den Blickwinkeln der beiden Hauptprotagonistinnen erzählt. Amelies „Point of View“ bricht dabei regelmäßig die vierte Wand – die Leser:innen werden direkt angesprochen. Ihre Depressionsschübe sind in verschiedenen Schriftarten deutlich anders widergegeben als ihre manischen Phasen. So wird der Leserschaft meist schon vor der Figur selbst klar, wenn sie abdriftet. Denn leider setzt Amelie immer wieder unverbesserlich ihre Medikamente ab und schafft es, ihre vielen vorsichtigen Geschwister deswegen anzulügen.    

Die Mittdreißigerin hat ihre ganz eigene, sehr eigentümliche Sprache („Da bellt der Kuckuck“) und überhaupt scheint es, als hätte die Autorin hier ganze Wörterbücher neu zusammengefügt. Nichtsdestotrotz lesen sich die zum Teil langen Sätze schnell und flüssig weg.

Fazit: Dieses Buch macht süchtig

Da das Buch über einen langen Zeitraum seinen Figuren folgt, möchte man einfach immer weiter lesen. Selbst das Schicksal der Nebenfiguren wird überraschend aufgelöst. Da jede davon ihre ganz eigene Sprache hat, wird das Lesen nie langweilig. Wenngleich die beste Freundin, die stets in Champagnerlaune ist, etwas nervt. Während diese fast karikaturesk ist, kann man sich speziell mit Zazou extrem gut identifizieren. Überhaupt macht das Buch sogar ein bisschen süchtig, sodass man es nicht mehr aus der Hand legen kann.

Ihr wollt mehr über psychische Krankheiten und LGBTIQ+ erfahren? Dann gibt’s hier unseren Beitrag zum Thema „Mental Health: Psychotherapeutische LGBTIQ-Beratung“. Außerdem könnt findet ihr hier eine spannende Podcast-Folge zum Thema:


Habt ihr „Mein Herz ist wie das Meer” bereits gelesen? Kennt ihr weitere lesenswerte Romane, die sich mit psychischen Erkrankungen beschäftigen? Verratet es uns in den Kommentaren!


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