Autorin: Franzi
Hallo ihr Lieben,
willkommen zu einer neuen Folge Queer Cooking. Dieses Mal möchte ich über „Stereotype“ und „Vorurteile“ sprechen.
Sie begleiten und beeinflussen uns in allen Facetten des gesellschaftlichen Zusammenlebens und beinhalten verallgemeinerte Zuschreibungen von Eigenschaften und Verhaltensweisen. Dadurch wird die Wahrnehmung anderer oft enorm vereinfacht und reduziert. Dies dient uns unbewusst zunächst zur Orientierung in einer komplexen Welt. Kurzum: Hier findet als Filter unserer Wahrnehmung
eine Art „Schubladenkategorisierung“
statt. Solche Stereotypisierungen müssen dabei nicht immer negativ besetzt sein: „Katzen haben ein weiches Fell und kuscheln gerne“. An diesem Stereotyp ist durchaus etwas Wahres dran. Viele Katzen haben sicher ein weiches Fell und sind Schmusetiere. Manche Katzen halt aber auch so gar nicht. Die Katze meiner Eltern z.B. Und zack: Kommen wir mit dieser Kategorisierung nicht weiter. Stereotype schreiben Eigenschaften oder Verhaltensweisen eben oft verkürzt und verallgemeinernd zu.
Stereotypisierungen können jedoch auch negativ besetzt sein und zu Diskriminierung führen. Dann nämlich, wenn wir sie zur Abwertung benutzen und starr auf andere übertragen, ohne sie mit den tatsächlichen Gegebenheiten abzugleichen. Einmal eingeprägt sind diese „Vorurteile“ dann enorm resistent. Sie sind damit ein mächtiges Instrument, um gesellschaftliche Strukturen zu prägen. Auch im Zusammenhang mit Sexualität und Geschlechtlichkeit erfahren Stereotype anhand äußerer Merkmale große „Beliebtheit“.
„Männer sehen so aus – und Frauen so.“
Wenn eine Person über eine als männlich gelesene Person beispielsweise sagt: „Wow, du würdest nie denken, dass der ein Trans*mann (./.“Cis-Mann“) ist“. Was sagt das darüber aus, wie ein „Mann“ so auszusehen hat? Und nach wessen Vorstellung? In diesem Kontext ist insbesondere auch die Haarlänge an viele Stereotype geknüpft. Schon von klein auf gilt: „Mädchen tragen lange Haare, Jungs kurze“. Daraus folgt in der Pubertät dann oft auch eine weitere Ableitung: „Mädchen mit langen Haaren sind heterosexuell“. Wenn sich eine solche Person als Teenie oder eben Erwachsene dann die Haare kurz schneidet, rutscht sie schnell mal in die Klischeekiste der „lesbischen Community“. Trägt sie langes Haar und identifiziert sich tatsächlich als homosexuell, geht der Satz stattdessen oft so:
„Du siehst gar nicht so aus, wie eine Lesbe.”
Alles steht und fällt hier vermeintlich mit der Haarlänge. Früher habe ich diesen Satz auch gehört. Seitdem meine Haare aber immer kürzer wurden, haben sich die Reaktionen von außen darauf verändert. Zu mir sagt deshalb keine*r mehr : „Du siehst ja gar nicht so aus, wie XY*“. So schnell geht das mit den Stereotypen. Dabei können (solche) äußere(n) Merkmale gerade auch in der Queer Community als Ausdruck politischen Empowerments dienen. Wenn z.B. durch die Haarlänge oder besser Haarkürze überhaupt erst eine existente Sichtbarkeit geschaffen werden kann, um sich von den üblichen Stereotypen, wie dem des heteronormativen Frauenbildes, abzusetzen, dann werden dadurch auch wieder neue sichtbare Realitäten geschaffen. Sichtbarkeiten prägen schließlich unsere Wahrnehmung und somit auch unsere Kategorisierungen.
Was nun tun?
Entscheidend ist sicher, uns diesen inneren Vorgängen zunächst bewusst zu werden und sie durch Reflexion und Überprüfung mit tatsächlichen Begegnungen abzubauen. Anderserscheinende erstmal persönlich individuell wahrnehmen, statt gleich voreingenommen zu bewerten. Nur so können bei diesen oft verzerrten Wahrnehmungen negative Verhaltensweisen vermieden werden und wir uns gegenseitig aus den starren „Boxen“ rauslassen: Sind wird doch jeweils deutlich mehr als all diese „Schubladen“!
Was in der Kochwelt übrigens immer mit vielen Stereotypen und Vorurteilen „zu kämpfen“ hat, ist das Gemüse, seien wir mal ehrlich. Neben sämtlichen Kohlarten ist das zum Beispiel auch Fenchel. Da verziehen die meisten das Gesicht. Fenchel schmecke nicht, sei zu intensiv, erinnere an Fencheltee und der wiederum an Kranksein. Dabei kommt es einfach nur auf die Zubereitungsart an. Vertraut mir und schmeckt selbst…
Bei was für Stereotypisierungen ertappt ihr euch so im Alltag? Und wie steht ihr zu Fenchel?
Leave a comment down here and a tag on insta #franzicookswithus.
Lasst es euch schmecken!
Eure
franzi Cooks



Fenchel-Halloumi-Pop
Rezept für 4 Personen



Für das Gemüse
- 4 Orangen
- 2 Fenchelknollen
- Mind. 4 Scheiben Halloumi
- 2 Frühlingszwiebeln
- 1 Bund Glattpetersilie
- 1 Bund Thymian
- Chiliflocken
- 1 Zehe Knoblauch
Für die Kruste
- 200g Mehl
- 200g Sesamkerne, ggf. auch Mohn
- 3 EL Olivenöl
- 100ml Orangensaft
- 3 EL Honig o. Agavendicksaft
Für die Soße
- Etwas Mehl
- Stück Butter
- 1 Schalotte
- 100ml Gemüsebrühe
- Schuss Orangensaft, Abrieb
- Rest der Honigmarinade
Für das Popcorn
- 50g Popcornmais
- 80ml Sesamöl
- Prise Zucker, Salz
- Stück Butter
- 5 TL Kardamom (Pulver oder aus Kapsel)
- Gemüse und Obst waschen. Frühlingszwiebeln schneiden, Petersilie und Thymian zupfen. Dann die Fenchelknollen vom Grün befreien und halbieren. Den harten Stumpf entfernen und die Hälften in dünne Scheiben schneiden. Alternativ könnt ihr sie auch raspeln. Die Orangen filetieren, etwas Abrieb und Saft auffangen.
- Halloumi in gewünschte Stücke schneiden und marinieren: Dazu eine Schale Mehl und eine Schale mit Sesamkernen (und ggf. Mohn) nebeneinanderstellen. Für die Marinade Honig, Orangesaft und Olivenöl vermengen. Nun die Halloumistücke erst ins Mehl, dann in die Marinade und dann mit Sesam/Mohn umhüllen. Gerne einmal wiederholen, damit die Marinade wirklich haften bleibt und später crunchy wird.
- Nun die kleine Soße ansetzen und auf niedriger Stufe köcheln lassen: Ein bisschen Mehl mit einem Stück Butter im kleinen Topf anschwitzen, eine gehackte Schalotte hinzufügen und mit Gemüsefond ablöschen. Das Ganze mit etwas Orangenabrieb reduzieren lassen. Zum Schluss noch etwas von der übrigen Honigmarinade hinzugeben.
- Nun die Lauchzwiebeln mit dem Thymian in einer großen Pfanne andünsten und den Fenchel ein paar Minuten anbraten. Mit den Orangenfilets, -saft und -abrieb, Chiliflocken und Petersilie, Pfeffer und Salz abschmecken.
- Die marinierten Halloumis nun mit Öl je Seite 1-2 Minuten anbraten und auf ein Küchenpapiertuch legen. Zum Schluss das Fenchelbett mit Halloumi und der Soße anrichten.
Special Queertipps:
Für den ultimativen Geschmacksboom: selbstgemachtes Popcorn mit Kardamom. Das geht ganz einfach: Öl und Maiskörner mit Salz und Zucker in einen Topf geben. Separat Kardamompulver (wer Kapseln gemörsert hat, umso besser) und Butter langsam schmelzen lassen. Den Popcorntopf während des Erhitzens ständig in Bewegung halten, damit nichts anbrennt bis das Ploppen aufhört. Popcorn in eine Schüssel geben und Kardamombutter darüber träufeln. Gegebenenfalls noch etwas Pulver hinzufügen. Wirklich mega!



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Fotoquelle: Franzi Cooks
Hey Franzi!
Finde es sehr stimmig, was Du zu Stereotypen sagst! Besonders in Bezug auf die Haarlänge ist das ja wirklich unfassbar platt, aber immerhin sind ja Kurzhaarfrisureb für Frauen „in Mode gekommen“ in den letzten 20-30 Jahren! ?
Eben hab ich noch zu meiner Freundin gesagt, „boah, Halloumi mag ich nicht.“ , und hab gemeckert, dass ich Feta will!
Ich denke jetzt machen wir den Halloumi mal so tellerfein, wie Du es vorgeschlagen hast! Dazu gibt’s vegetarisches Gyros und einen klassisch griechischen Salat.
Schön, wie sich einzelne Elemente von Deinen Rezepten auch wo anders einbauen lassen!
Freue mich schon auf das Nächste!