Autorin: Franzi
Hallo ihr Lieben,
willkommen zu einer neuen Folge Queer Cooking. Sie krönt das Ende der ersten Staffel meines Kochblogs, der sich nun in eine kleine Sommerpause begibt. Daher befasse ich mich auch mit einem ganz besonderen Thema: Pride.
Der Juni ist vorbei. Ein bewegender Monat, wie jedes Jahr. Seinen Höhepunkt findet er für die Queer Community weltweit bekanntlich rund um das letzte Wochenende mit den riesigen Paraden und Festen zum Christopher Street Day bzw. Pride. Glitzer, Konfetti, endlose Partymeilen in den Metropolen mit Stars und Sternchen. Auf den ersten Blick ist alles bunt, offen und liberal. Jedenfalls auch in der Kölner Innenstadt. Und längst ist der CSD nicht nur ein politisches Happening, sondern auch ein wirtschaftliches. Die großen Unternehmen liefern die passenden Produkte und
Merchandising in Regenbogenfarben
„love is love“- Drinks, Beautyartikel, Klamotten, Elektrozubehör -You name it. Kein Vergleich zu früher, als noch kein Brand etwas mit den Queers zu tun haben wollte. Der Mainstream hat sich gewandelt. „Wir“ haben es in die Mitte der Gesellschaft geschafft. Ist doch alles super, oder?
Dieses Jahr ist die Pride Season jedoch besonders. In Zeiten einer weltweiten Pandemie sind alle Paraden abgesagt oder verschoben worden. Aber es wird trotzdem gefeiert und jetzt erst recht. Virtuell. Zu Hause. Die Frage, die aber auch so jedes Mal wieder gestellt werden muss und hierzulande bei all den Festivitäten scheinbar etwas in Vergessenheit gerät:
Gibt es hier überhaupt etwas zu “feiern“?
Die Ursprünge der CSD-Paraden haben nichts mit Party und Glitzer zu tun. Die Geschehnisse rund um den 28. Juni 1969 lösten den heutigen Annual Pride Month aus. In der Christopher Street in New York City wurden an diesem Abend in der Bar Stonewall Inn wieder einmal vor allem queere Schwarze und POC Trans*frauen von willkürlichen, rassistischen und gewaltvollen Razzien der dortigen Polizei betroffen. Es kam zu Aufständen und Protesten aus denen das “Gay Rights Movement” weiter hervorging. Aktivist*innen, wie Marsha P. Johnson und Sylvia Rivera, haben diese Bewegung also groß gemacht.
Seit 1969 hat sich einiges getan.
In Deutschland fand der erste CSD 1979 statt. Homosexualität ist hier seit 1994 nicht mehr illegal und auch keine „Krankheit“ mehr. Gleichgeschlechtliche Paare können seit 2017 sogar heiraten. Intersexualität ist verfassungsrechtlich geschützt und die jährlichen Paraden ziehen mittlerweile einen breiten Querschnitt der Gesellschaft an. Gemeinsam wird gefeiert. 2019 waren es allein 1,2 Millionen in Köln. Aber das reicht nicht und beschönigt die Kehrseite der sonstigen Realität.
Party und Glitzer?
Abgesehen davon, dass immer noch 73 Länder weltweit Homosexualität kriminalisieren, und z.B. Polen gerade erst LGBT-freie Zonen (!) ausgerufen hat, muss gar nicht „so weit“ in die Ferne geschaut werden, um zu sehen: Diskriminierung blüht und gedeiht nach wie vor fast überall. 51 Jahre nach Stonewall werden jedes Jahr weiterhin vor allem queere Schwarze und POC Trans*frauen Opfer von Gewalt und struktureller Diskriminierung. Es ist grotesk und unerträglich, dass sich für Personengruppen, deren damaliger Widerstand den Grundstein für diese Menschenrechtsbewegung legte, scheinbar nichts geändert hat.
Wie kann das sein? Und auch sonst: Was ist mit der Reform des Abstammungsrechts zur Gleichbehandlung gleichgeschlechtlicher Paare? Welches Prozedere müssen Trans*personen über sich ergehen lassen, um rechtlich anerkannt zu werden? Das Suizidrisiko bei queeren Jugendlichen ist auch 2020 immer noch um das drei- bis sechsfache höher als bei anderen Jugendlichen. Die Zahl der homophoben* Straftaten nimmt in Deutschland derzeit sogar wieder zu. Das sind Fakten, die nur schwer mit einer Konfettiparty vereinbar sind.
We are here and we are queer. Get used to it.
Der CSD löst für mich daher jedes Jahr komplexe Gefühle aus. An kaum anderen Tagen im Jahr fühle ich mich so gesehen und angenommen wie an diesen. Und es tut gut, mit meinen Lieben zu feiern und auf die Straße zu gehen. Das ist wichtiges Empowerment. Pride ist aber eben nicht nur zum Feiern. Im Gegenteil. Wer wird weiterhin ausgeschlossen? Auch innerhalb der Queer Community. Wo ist die Solidarität mit Schwarzen und POC Trans*personen und wo die Sichtbarkeit von allen Teilen des „Buchstabensalats“ LGBTQIA* ? Wer kämpft hier wirklich mit oder feiert nur noch die eigenen Privilegien? Diese Konflikte sind nicht einfach aufzulösen.
Wir haben aber die Verantwortung,
uns ihnen zu stellen und es besser zu machen. Sonst ist Pride auch nur wieder eine leere Hülle mit Glitzerstaub, und davon kann sich kein Mensch Rechte kaufen.
Dieser Juni begann mit Großdemos und vielen -überfälligen- Debatten über Rassismus und Polizeigewalt weltweit. Der Juni endete nun mit ähnlichen Demos, wenn auch in diesem Jahr von zu Hause aus. Die Message bleibt aber die gleiche: 51 Jahre nach Stonewall sind wir weiterhin nur am Anfang. Denn
“No Pride for some of us, without liberation for all of us!“
Ob Pride at home oder woanders. Snacks brauchen wir in jedem Fall dazu. Dazu eignet sich am besten etwas, was einfach und gemeinsam zubereitet werden kann. Richtig: es gibt heute Pride Wraps! Hier könnt ihr eure Kreativität freien Lauf lassen. Ich habe mich für 6 Hauptzutaten entschieden: Rote Beete Chips / Mozzarella-Cranberry-Falafel / Avocadominzcreme /Gelbetomatensalsa / Gegrillte Paprika / Scharfe Ananas
Ist der CSD ein Thema für euch?
Und was mögt ihr in euren Wraps am liebsten?
Leave a comment down here and a tag on insta #franzicookswithus.
Lasst es euch schmecken und Happy Pride 2020!
Eure
franzi cooks



Pride Wraps
Rezept für 4 Personen



Für die Rote Beete Chips
- 2 frische rote Beete Knollen
- 500ml Sonnenblumenöl
- Prise Salz
Für die Falafel
- 175g Falafelmasse
- 300ml kochendes Wasser
- Handvoll getrockneter Cranberries
- 1/2 Stück Mozzarella
Für die Tomatensalsa
- 4 gelbe Tomaten
- 1/4 Jalapeño (frisch oder eingelegt)
- 3 Zweige Koriander
- 1 rote Zwiebel
- Prise Salz
Für die Avocadocreme
- 2 reife Avocados
- 1 Zitrone (Saft)
- 1 Knoblauchzehe
- 2 EL Frischkäse
- 1-2 Zweige Minze
- Salz
Für die gegrillte Paprika
- 2 bunte Paprika
- 3 TL Paprikapulver
- 2 Limetten (Saft)
- grobes Salz
- Olivenöl
Für die Ananas
- 1/2 frische Ananas
- Schuss Agavendicksaft oder Sonnenblumenöl
- Chiliflocken
Außerdem
- Mind. 8 Maistortillas
- Ein Bund Glattpetersilie
- Tortillachips zum Snacken und als Zusatzcrunch oben drauf
- Für die Rote Beete Chips die Beeteknollen schälen (am besten mit Handschuhen) und in feine 2 mm dünne Scheiben raspeln. Öl in einem Topf erhitzen und die Scheiben ca. 2 Minuten knusprig frittieren. Auf einem Küchentuch abtropfen lassen und in einer Schüssel mit grobem Salz würzen.
- Für die Falafel die Falafelmasse mit kochendem Wasser in einer Schüssel aufgießen und 10 Min. quellen lassen. Währenddessen Mozzarella in kleine Würfel schneiden. Anschließend kleine Kugeln aus der Falafelmasse, Mozzarella und den Cranberries formen.
- Für die Tomatensalsa die Tomaten klein schneiden, die Jalapeñoscheiben zerdrücken, die Zwiebel und den Koriander ebenfalls kleinhacken und in einer Schüssel vermischen. Mit Salz und ggf. etwas Zitronensaft abschmecken und ziehen lassen..
- Für die Avocadominzcreme die reifen Avocados mit Zitronensaft, einer gepressten Knoblauchzehe, Frischkäse und klein gehackter Minze vermengen und zu einer Creme verrühren. Mit Salz abschmecken. Die bunte Paprika in kleine Streifen schneiden und mit Paprikapulver, Olivenöl und grobem Salz würzen. Bei 180 Grad ca. 20 Minuten in den Ofen.
- Die frische Ananas halbieren, die Rinde abschneiden und den mittigen Stumpf herausnehmen. Die kleinen Stücke in einer heißen Pfanne oder auf dem Grill mit etwas Fett oder Agavendicksaft und Chiliflocken scharf 1 Minuten anbraten und zur Seite stellen.
- Zum Schluss die Falafelbällchen in Öl von allen Seiten goldbraun braten und auf einem Küchentuch abtropfen lassen. Die Paprika aus dem Ofen nehmen und mit Limettensaft verfeinern. Tortillas 1 Minute im noch heißen Ofen erwärmen und dann nach Belieben belegen. Voilà.
Special Queertipps:
Ein Drink zur Pride darf nicht fehlen: Ob mit oder ohne Alkohol: für den Sommer perfekt ein Rosmarin-Grapefruit-Spritz. Sekt, aufgegossen mit Grapefruitsaft, eine Stange Rosmarin dazu und kleine Eiswürfel mit Heidelbeeren und gehacktem Rosmarin. Cheers!



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Fotoquelle: Franzi Cooks
Vielen Dank für den Beitrag zum Queer cooking. Meine Schwester wollte dieses Jahr mitfeiern, wird aber stattdessen Produkte bestellen, die die LGBTQIA Community sichtbar machen und unterstützen. Gut zu wissen, dass der CSD dafür sorgt, dass die Community sich gesehen und bestärkt fühlt.