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Ok, krass!

Straightwashing: Diese 13 Filmfiguren waren eigentlich queer

Autorin: Patricia Bauer

Film und Fernsehen sind hetero: Ein Großteil der gezeigten Charaktere und Storylines spielen in einem heteronormativen Kosmos. Das liegt auch daran, dass einige – eigentlich queere – Figuren Opfer von „Straightwashing” wurden. Was das ist und welche Film- und Serienfiguren ursprünglich Teil der LGBTIQ+-Community waren? Das lest ihr in „Busenfreundin – das Magazin”!

Man spricht von Straightwashing, wenn ursprünglich queer geschriebene Charaktere plötzlich als heterosexuell dargestellt werden.

Eng verwandt mit Straightwashing ist das sogenannte Ciswashing. Hierbei werden Charaktere, die ursprünglich trans oder nonbinär waren, zu cis Menschen gemacht – also zu Personen, die sich mit dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren. Teils werden trans Charaktere auch einfach komplett aus der Storylime eliminiert.

Straight- und Ciswashing sind problematisch, weil sie der LGBTIQ+-Community Identifikationsfiguren und Sichtbarkeit nehmen. Diese wäre angesichts der überwiegend heterosexuellen Fernsehlandschaft bitter nötig, um ein reales Abbild der Gesellschaft zu zeigen und Akzeptanz zu fördern.

Straightwashing und Ciswashing wurde zum Beispiel bei folgenden Film- und Serienfiguren betrieben:

Wonder Woman

Die Superheldin Wonder Woman heißt mit bürgerlichem Namen Diana und rettet seit 1941 die Welt. Lange Zeit rätselte man über ihre Sexualität: Mal ging sie mit Superman aus, mal erwähnte sie sexuelle Beziehungen mit anderen Amazonen und mal flirtete sie mit Batman. 2016 kam die Auflösung: Greg Rucka, Autor der Comic-Serie, bestätigte offiziell, dass Wonder Woman bisexuell ist. Sie liebt Männer und Frauen.

Von Wonder Womans Bisexualität sieht man im gleichnamigen Film von 2017, für den die israelische Schauspielerin Gal Gadot in die Hauptrolle schlüpfte, allerding nichts. Sie verliebt sich in einen Piloten – an keiner Stelle dringt durch, dass es ebenso gut eine PilotIN hätte sein können.

Harley Quinn

Eingefleischte Fans der Comic-Reihe um Ex-Joker-Liebhaberin Harley Quinn und Schurkin Poison Ivy vermuteten schon lange, dass zwischen den beiden was geht. Die Beziehung wurde 2005 offiziell bestätigt – Harley Quinn und Poison Ivy sind bisexuell.

In künftigen DC-Verfilmungen um Harley Quinn – zum Beispiel „Suicide Squad” oder „Birds of Prey” – wurde die Bisexualität der Anti-Heldin wegrationalisiert: Im Zentrum stand meist ihre (toxische) Ex-Beziehung zu Batman-Erzfeind Joker.

Jughead Jones

Fans der Netflix-Serie „Riverdale” kennen Jughead Jones (gespielt von Cole Sprouse) als festen Freund von Hauptfigur Betty. Diese heterosexuelle Beziehung war in den Comics, auf denen die Serie beruht, gar kein Thema. Die Produktionsfirma „Archie Comics” verriet nämlich, dass Jughead eigentlich asexuell ist und höchstens eine Beziehung mit seinen heißgeliebten Burgern eingehen würde.

Schade, dass auch für asexuelle Lebensentwürfe in Film und Fernsehen kein Platz zu sein scheint.

Emily Dickinson

Emily Dickinson war eine der wenigen weiblichen Lyrikerinnen des 19. Jahrhunderts, die es mit ihrem Werk zu Weltruhm gebracht haben. Sie gilt als berühmteste Dichterin der USA. In der lesbischen Community feiert man sie nicht nur wegen ihrer literarischen Erfolge, sondern auch als queere Pionierin: Dickinson liebte viele Jahre lang Susan, die Frau ihres Bruders. Dies wurde in hunderten Liebesbriefen und Gedichten dokumentiert.

Im Film „A Quiet Passion – Das Leben der Emily Dickinson” mit Cynthia Nixon in der Hauptrolle zeigt man Dickinson als verletztliche einsame Frau, die aussichtslos in einen verheirateten Geistlichen verliebt ist. Ein krasser Kontrast zu ihrer wahren Biographie, der ihrem eigentlich so leidenschaftlichen Leben und Begehren nicht gerecht wird.

Fans von Emily Dickinson werden glücklicherweise mit einer weiteren Adaption ihrer Biographie, „Wild Nights With Emily”, entschädigt. Hier gibt man Dickinsons Liebesbeziehung zu ihrer Schwägerin Raum und zeigt verschiedene Stationen aus ihrem gemeinsamen Leben.

William Shakespeare

Auch weltberühmte Dichter:innen wie William Shakespeare bleiben vom Straightwashing nicht verschont: Während Forschende durch Analyse seiner Sonnette unwiederlegbar herausgefunden haben wollen, dass der englische Lyriker bisexuell war, ist er in Filmen wie „Shakespeare In Love” durch und durch hetero.

In Shakespeares Fall lässt sich allerdings argumentieren, dass Filmprojekte wie „Shakespeare In Love”– erschienen im Jahr 1999 – lange vor den neuen Forschungsergebnissen abgedreht wurden. Vielleicht also kein gezieltes Straightwashing. Eine neue Adaption seiner Biographie wäre aber spannend, oder?

Marsha P. Johnson & Sylvia Rivera

Marsha P. Johnson und Sylvia Rivera sind reale Vorbilder der LGBTIQ+-Community. Als Schwarze trans Frauen waren beide maßgeblich an den Stonewall-Protesten beteiligt, die heute als Geburt der LGBTIQ+-Bewegung gelten. Die Christopher Street Days, wie wir sie heute in vielen Ländern der Welt feiern, wären ohne Stonewall nicht denkbar gewesen. Wie Johnson und Rivera beteiligt waren und was ein Shotglas damit zu tun hat, lest ihr hier.

Umso schlimmer, dass man beim Film „Stonewall” aus dem Jahr 2015, der die Stonewall-Proteste thematisiert, rigoroses Cis- und Whitewashing betrieb: Marsha P. Johnson und Sylvia Rivera werden in keinem Wort erwähnt. Die tragende Rolle von trans Personen zu verschweigen, verleugnet ihre Existenz und entbehrt jeglichem Respekt.

Sylvia Rivera (links) & Marsha P. Johnson standen bei Protesten in erster Reihe | Credits by Diana Davies/Manuscripts and Archives Division, The New York Public Library

Pussy Galore

Wusstet ihr, dass die Film-Reihe um Geheimagent James Bond auf Romanen von Ian Fleming beruht? Der Band, in dem Pussy Galore als Bonds Gegenspielerin auftritt, erschien im Jahr 1959. Zu dieser Zeit existierte Homosexualität in den Medien quasi nicht. Entsprechend war es ein Novum, mit Pussy Galore eine Figur einzuführen, die nicht nur lesbisch war, sondern auch einen lesbischen Verbrecherinnenring namens „The Cement Mixers” anführte.

Zwar sagte Fleming hinterher, dass James Bond seine Feindin von ihrem Lesbischsein „geheilt” hätte – ebenfalls eine problematische Aussage. Dennoch hätten die Filmproduzent:innen das Lesbischsein auf der Leinwand thematisieren und Aufmerksamkeit für das Thema schaffen können. Diese Chance wurde im 1964 erschienenen Film „Goldfinger”, der als einer der erfolgreichsten Teile der James-Bond-Reihe gilt, verpasst. Pussy Galore wurde durch und durch heterosexuell.

Sceenshot aus „Goldfinger” | Credits by mgm

Celie Johnson

Im Roman „Die Farbe Lila” von Alice Walker, die 1983 den Pulitzer-Preis gewann, muss Protagonistin Celie Missbrauch und Vergewaltigungen durch ihren eigenen Vater ertragen. Freiheit, sexuelles Begehren und Liebe erlebt sie erst, als sie Shug Avery kennenlernt und mit ihr intim wird. Dabei stellt Celie schnell fest, dass sie (auch) Frauen mag.

Dieser Teil von Celies Persönlichkeit wurde in der 1985 veröffentlichten Buchverfilmung mit Whoopie Goldberg auf ein Minimum reduziert: Es kommt lediglich zu einem kurzen Kuss, der als „kleiner Ausrutscher” missverstanden werden kann. Von romantischer Anziehung zwischen den beiden Frauen ist nichts zu sehen. Whoopie Goldberg selbst stellte klar: „Das [der Kuss, Anm.d.Red.] hat nichts mit lesbischer Liebe zu tun”.

Paul Varjak

Wer erinnert sich nicht gerne an den Filmklassiker „Frühstück bei Tiffany’s” von 1962, in dem die Lebedame Holly Golightly (gespielt von Audrey Hepburn) eine Romanze mit dem Schriftsteller Paul Varjak (George Peppard) beginnt?

Was viele nicht wissen: „Frühstück bei Tiffany’s” basiert auf dem gleichnamigen Roman des schwulen Autors Truman Capote. Dieser schrieb Paul autobiographische Elemente zu – so auch seine Homosexualität. Eine Liebesgeschichte zwischen Paul und Holly war von Capote nicht vorgesehen.

Ree Dolly

Auch der Film „Winter’s Bone” von 2010 basiert auf einem Roman: Die Geschichte wurde 2006 von Daniel Woodrell erstveröffentlicht. Im Buch wird eine lesbische Beziehung zwischen der Hauptfigur Ree Dolly und ihrer besten Freundin Gail thematisiert.

Im Film, in dem Jennifer Lawrence die Rolle der Dolly übernahm, wird die Beziehung zu Gail auf ein Minimum reduziert. Lesbische Vibes sucht man vergebens.

Achilles & Patroklos

Straightwashing macht auch vor antiken Heldenfiguren keinen Halt. Bestes Beispiel: Achilles und Patroklos, Helden der „Ilias”. Diese wurde vom alt-griechischen Lyriker Homer geschrieben und dreht sich um den Trojanischen Krieg. Achilles und Patroklos kämpften beide für die Eroberung der „uneinnehmbaren Stadt” Troja – vielleicht erinnert ihr euch an die Geschichte mit dem hölzernen Pferd. Die meisten Forschenden sehen in der „engen Freundschaft” zwischen Achilles und Patroklos eine schwule Beziehung.

Im Film „Troja” (2004) hingegen wurde aus Achilles bestem Freund Patroklos sein jüngerer Cousin. Beide schlafen mit Frauen und gelten als Archetypen der heterosexuellen Männlichkeit.

Herkules

Ein weiterer antiker Held, der für Film und Fernsehen gestraightwashed wurde, ist kein anderer als Herkules. In der griechischen Mythologie ist der Halbgott nicht nur der Prototyp eines Machos, sondern auch bisexuell. Das war im antiken Griechenland auch völlig ok: Vor Ausbreitung des Christentums war man gleichgeschlechtlichen Beziehungen gegenüber recht liberal eingestellt.

Moderne Interpretationen der Herkules-Sagen – zum Beispiel der Zeichentrick-Film von Disney oder der Action-Film mit Dwayne Johnson – lassen von Herkules Bisexualität nichts erahnen. In den Filmen ist er durch und durch hetero.

Lestat & Louis (Interview mit einem Vampir)

Im Buch „Interview mit einem Vampir” der Autorin Anne Rice wird eigentlich ziemlich deutlich, dass Vampir Lestat bisexuell ist – er unterhält sexuelle Beziehungen mit Frauen und Männern. Thematisiert wird sogar eine Langzeitbeziehung zwischen ihm und seinem Vampir-Kollegen Louis.

In der Filmadaption von 1994, in der Lestat von Tom Cruise und Louis von Brad Pitt porträtiert wird, sind die beiden allenfalls gute Freunde.


Welche Beispiele für Straightwashing, Ciswashing, Whitewashing und Co fallen euch noch ein? Hinterlasst uns einen Kommentar!


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